Sighnaghi ist anders

Sighnaghi liegt etwa 110 Kilometer östlich von Tiflis in der Weinbauregion Kachetien (oder: Kakheti). Von hier aus kann man Ausflüge zu Weingütern in der Umgebung machen oder den Wein in einem der zahlreichen Restaurants oder den Weinstuben verkosten – was unzählige Tagestouristen aus Tiflis anzieht.

Schaukel mit Herzumrandung, im Hintergrund die Skyline von Sighnaghi
Herzlich Willkommen in Sighnaghi

Daneben ist Sighnaghi einfach ein Städtchen, das pittoresk auf einem Hügel thront und mit einer hübschen Altstadt und einer kilometerlangen Stadtmauer zum Herumspazieren einlädt. Ich kann Sighnaghi als Reiseziel mit mindestens einer Übernachtung wärmstens empfehlen.

Am Horizont der Kaukasus, im Vordergrund die Altstadt von Sighnaghi
Blick bis in den Hohen Kaukasus

Was gibt es Sighnaghi zu sehen?

In der Altstadt

Sighnaghi macht Spaß. Mit seinen Kopfsteinpflasterstraßen sowie Häuser aus Natursteinen mit den traditionellen Holzbalkonen machen es zu einer nicht nur bei Touristen beliebten Destination.

Da man sich in Georgien das Standesamt für seine Hochzeit frei wählen kann, entscheiden sich viele Paare für das kleine Sighnaghi mit seinen nur 1.500 Einwohnern. Das neue Rathaus selbst ist zwar ziemlich hässlich (und erinnert an die Neubauten in Batumi), aber die Kulisse scheint in Georgien etwas Besonderes zu sein.

Rathaus in Sighnaghi mit Uhrenturm in der Mitte
Das Rathaus von Sighnaghi

Im Gegensatz zu Ushguli wurden in Sighnaghi auch ausreichend Finanzmittel zur Verfügung gestellt, um die Stadt herauszuputzen. Und man stellt sich in Sighnaghi auf noch mehr Touristen ein. Überall wird an Aussichtsterrassen neuer Restaurants gewerkelt und alte Häuser werden renoviert.

Wie die Chinesische Mauer schlängelt sich auch die Stadtmauer (aus dem 18. Jahrhundert) von Sighnaghi scheinbar ziellos durch die hügelige Landschaft. Auf der Mauer kann man ruhig mal ein bisschen entlangspazieren – der Ausblick bis in den Hohen Kaukasus mit seinen schneebedeckten Bergen ist einfach großartig.

Blick auf der Stadtmauer entlang, die sich durch die Landschaft schlängelt
Wie an der Chinesischen Mauer

Die Stadt hat außerdem noch ein Ethnologisches und Archäologisches Museum zu bieten, aber darauf hatte ich bei meinem Besuch keine Lust. Ich habe lieber die vielen Türme der Stadt angeschaut.

Mein absoluter Lieblingsort in Sighnaghi ist ein solcher Turm in der Stadtmauer an der Chavchavadze Street. Er ist einfach um eine kleine Kapelle herumgebaut worden, die nun mit ihrer Turmspitze aus dem Wehrturm herausschaut. Ein vielleicht einmaliger Anblick.

Kapelle in einem Wehrturm in Sighnaghi
Mein Lieblingsort in Sighnaghi: eine Kapelle in einem Wehrturm

Das Kloster Bodbe

Etwa zweieinhalb Kilometer vom Ortskern von Sighnaghi entfernt liegt das Kloster Bodbe. Es hat für die Georgier eine besondere Bedeutung, weil hier eine Kirche auf dem Grab der Heiligen Nino errichtet wurde, die im 4. Jahrhundert das Christentum nach Georgien gebracht hatte.

Straße mit durchgezogener Linie, am Straßenrand Häuser
Am Ortseingang von Sighnaghi

Die St. Georgskirche hat ihre Ursprünge im 9. Jahrhundert, doch seitdem ist sie unzählige Male umgebaut worden. Fotografieren ist im Inneren nicht gestattet – wohl aus Respekt für die heilige Nino und ihre Anhänger, die hier beten wollen. Von außen sieht die Kirche eher unscheinbar aus, innen ist sie aber absolut beeindruckend.

Fresken mit Szenen aus der Bibel reichen bis unter die Decke, u.a. mit dem letzten Abendmahl, bei dem die Jünger – im Gegensatz zur Darstellung bei Leonardo da Vinci – auch wirklich um den Tisch herum sitzen.

Im Vordergrund ein gut gepflegtes Blumenbeet, dahinter die Kleine Kirche mit dem Kampanile
Die St. Georgskirche des Kloster Bodbe

Nur wenige Meter entfernt wurde kürzlich eine neue Kirche mit noch weißen Wänden, Marmorböden und viel Gold im Altarraum gebaut. Sie ist auch so etwas wie das Zeichen der Renaissance des Christentums nach Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit Georgiens.

Das Kloster Bodbe wurde übrigens erst 1899 nach einem Besuch des russischen Zaren Alexander III. gegründet. 1924 wurde das Kloster dann aber auf Anweisung der Sowjets geschlossen – und erst 1991 wieder eröffnet. In der Zwischenzeit war hier ein Krankenhaus.

Knapp einen Kilometer bergab liegt noch die kleine St. Zebulon und St. Sosana-Kapelle über der St. Nino-Quelle, die angeblich zu sprudeln begann, als die Heilige an dieser Stelle betete. Dem Quellwasser werden heilende Kräfte zugeschrieben.

Noch ein kleiner Tipp: Das Kloster sollte man früh morgens besuchen. Ab spätestens 11 Uhr treffen die Tourbusse aus Tiflis ein und es wird voll.

Anreise nach Sighnaghi mit dem Bus

Am besten erreicht man als Individualreisender Sighnaghi von Tiflis aus. Marshrutkas fahren dort am Navtlughi Intercity Busterminal ab. An der Metrostation „Samgori“ muss man dafür den westlichen Ausgang (von der Innenstadt kommend in Fahrtrichtung hinten) nehmen und die Eingangshalle rechts herum verlassen.

Die Marshrutkas Richtung Sighnaghi fahren dann nicht gleich vom ersten Sammelpunkt direkt an der Station los, sondern warten auf dem Parkplatz rechts ein Stück die Straße runter gegenüber der Tankstelle.

Sehr alte, eklige Hockklos mit halbhohen Mauern dazwischen
Mein Kandidat für die Wahl zur ekligsten Toilette 2022

Die Toiletten an dieser Busstation sind übrigens so dermaßen schlecht – die muss man gesehen haben (Eintritt: 20 Tetra, ca. 0,07 Euro): Hockklos im Halbdunklen, durch vielleicht sechzig Zentimeter hohe Mauern voneinander getrennt. Die Böden und Wände sehen bräunlich aus und man fragt sich besser nicht, warum.

Zum Händewaschen gibt es ein rostiges Fass voll Wasser. Über den Geruch des Etablissements muss ich wohl nicht ins Detail gehen. Nur soviel: Man riecht es schon aus einiger Entfernung. Mit einer gewissen Bewunderung habe ich die beiden alten Damen betrachtet, die hier im Vorraum in aller Ruhe große Mengen an Gemüse geschnibbelt haben.

Telavi, der größte Ort in Kachetien, ist von Sighnaghi aus auch per Marshrutka erreichbar – allerdings immer nur morgens um 9 Uhr. Regelmäßig verkehren hingegen Kleinbusse ins sechs Kilometer entfernte Tsnori (oder auch Znori).

Abfahrtszeiten nach Tiflis: 7, 9, 11, 13, 16 und 18 Uhr. Nach Telavi 9 Uhr. Nach Tsnori halbstündlich zwischen 9.45 und 18 Uhr
Aktuelle Abfahrtszeiten der Marshrutkas in Sighnaghi

Unterkunft in Sighnaghi

Sighnaghi hat sich nicht nur auf Tagestouristen, sondern auch auf Übernachtungsgäste eingerichtet. Die Auswahl an Hotels und Guesthouses ist groß. Ich kann folgendes Bed & Breakfast sehr empfehlen:

Lilia Guesthouse (*)

Zentral gelegen, zwei Zimmer in einem Anbau – erreichbar über einen Hinterhof eines anderen Gebäudes (Eingang durch das braune Holztor). Mit dem besten Frühstück, was ich in Georgien gegessen habe. Jeden Morgen eine andere große Auswahl – exklusiv für mich als einzigen Gast -, serviert auf der Terrasse mit Ausblick.

Sarajishvili Street 7, Sighnaghi

Reichhaltig gedeckter Frühstückstisch für eine Person
Das beste Frühstück Georgiens gibt es in Sighnaghi
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Hunde kommen durch ein Stadttor, dahinter die Terrassen von Restaurants
Straßenhunde patrouillieren in der Stadt