Start am Alten Elbtunnel

Eine Tour mit dem Fahrrad durch den Hamburger Hafen – das ist zumindest am Wochenende kein Geheimtip. So bildet sich an den Fahrstühlen hinunter zum Alten Elbtunnel auch eine kleine Schlange.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Tunneln, kommt man hier nur mit Fahrstühlen (oder Treppen) in die Tiefe. Die Fahrbahnen der beiden 430 Meter langen Tunnelröhren liegen dann bis zu 24 Meter unter der Wasserlinie der Elbe.

Blick durch die Tunnelröhre Richtung Süden
Im Alten Elbtunnel

Gebaut wurde der Elbtunnel von 1907 bis 1911 und war damals ein Wunderwerk der Ingenieurskunst. Der Bau erfolgte im Druckluftverfahren. Die Arbeiter mussten unter Überdruck arbeiten, damit kein Wasser eindringen konnte. In den ersten Jahren nach Fertigstellung durchquerten jährlich etwa 20 Mio. Menschen den Tunnel, um zu ihren Arbeitsplätzen im Hafen und auf den Werften zu gelangen. Fähren reichten Anfang des 20. Jahrhunderts nicht mehr aus, um die Massen an Arbeitern zu transportieren.

Auch heute noch ist der rund um die Uhr geöffnete Alte Elbtunnel immer wieder beeindruckend. Zwei jeweils einspurige Röhren verbinden die Landungsbrücken mit Steinwerder auf der Südseite der Norderelbe.

Tolles Fahrrad, im Hintergrund Wandgemälde "Welcome to Hamburg"
Der Hafen als Tor zur Welt

Aktuell steht zwar nur die Oströhre zur Verfügung, da die Weströhre noch voraussichtlich bis 2024 saniert wird, aber dafür ist der Autoverkehr (von zuletzt etwas mehr als 100 Autos täglich) eingestellt. Für heutige Autos wirken die Fahrspuren auch vergleichsweise schmal. Sie waren eben noch für Spurbreite von Pferdefuhrwerken geplant. Die Tunnelhöhe von 4,60 Metern soll angeblich mit der nötigen Höhe für die knallenden Peitschen der Kutscher korrespondieren. Keine Ahnung, ob das stimmt.

Gerade mit dem Fahrrad macht die Unterquerung der Elbe hier Spaß. Zwar bekommt man so die Details wie maritime Motivkacheln nicht mit, muss dafür aber an heißen Sommertagen nicht so lange frösteln. Der Temperaturunterschied zur Außenwelt ist schon beachtlich.

Ausblicke im Hafen

Auf Steinwerder angekommen lohnt sich entweder der kurze Weg linkerhand zum Aussichtspunkt auf die Stadt oder der etwas weitere Weg zum Theater im Hafen. Dort, wo sich zu normalen Zeiten Musical-Touristen tummeln, hat man einen schönen Blick auf Landungsbrücken, das nördliche Hafenpanorama und die Elbphilharmonie. Es lohnt sich.

Hafen- und Stadtpanorama Hamburg
So geht Hafen

Ein Stadtpanorama mit etwas mehr Industriehafenflair mit rostigen Kaimauern und alten Kränen hat man rund um die Argentinienbrücke. Hierher gelangt man übrigens auch ganz ohne langen Fußweg oder ohne Rad mit der Hafenfähre 73 (ab Landungsbrücken Richtung Ernst-August-Schleuse).

Idyllisch wirkt das Ambiente des Travehafens etwa 1,5 Kilometer weiter südlich mit seinen vergleichsweise kleinen Kähnen und Bootsschuppen. 

Kleines Hafenbecken mit Schiffen und altem Schuppen
Am Horizont sieht man noch die Elbphilharmonie

Die Köhlbrandbrücke

Nochmal zwei Kilometer weiter westlich liegt der Fähranleger Neuhof (auch von den Landungsbrücken aus erreichbar mit der Fährlinie 61). Auf dem Weg dahin fährt man an der östlichen Rampe der Köhlbrandbrücke entlang, die man mit ihren 135 Meter hohen Pylonen und der schön geschwungenen westlichen Rampe von Neuhaus am besten erkennen kann. 1975 wurde die Köhlbrandbrücke übrigens als schönste Brücke Europas ausgezeichnet. Kann ich sehr gut verstehen.

Blick auf die Köhlbrandbrücke über die Süderelbe im Gegenlicht
Etwas in die Jahre gekommen – I feel you, Köhlbrandbrücke

Die insgesamt 3,6 Kilometer lange Schrägseilbrücke überquert den Köhlbrand, einen Arm der Süderelbe, in 53 Metern Höhe. Bei der Eröffnung 1974 war das noch eine imposante Höhe, heutzutage kommen da besonders große Schiffe allerdings nicht mehr durch. Da die Brücke durch den vielen Schwerlastverkehr als Verbindung zwischen den Autobahnen A1 und A7 und den dazwischen liegenden Containerterminals  ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde, sind ihre Tage gezählt. 2030 soll die Köhlbrandbrücke abgerissen werden und der Verkehr durch einen zweitstöckigen Tunnel geführt werden.

Für den Fuß- oder Fahrradverkehr ist die Köhlbrandbrücke gesperrt. Die Überfahrt kann – wenn man sich nicht gerade am einmal jährlich stattfindenden Radrennen Cyclassics oder dem Köhlbrandbrückenlauf beteiligen will – nur mit dem Auto erfolgen. Oder mit einem Bus der Linie 151, die zwischen Altenwerder und Wilhelmsburg verkehrt.

Mehr zur Architektur und der Geschichte der Köhlbrandbrücke gibt es hier.

Köhlbrandbrücke und Containerbrücken durch die Streben einer Straßenbrücke gesehen
Brückenpanorama

Die Kattwykbrücke

Ein lohnenswertes Ziel für Brückenfans ist im Hamburger Hafen auch die Kattwykbrücke. Die kann man zum Glück auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad überqueren und erreicht so Altenwerder, wo man noch schnell einen Abstecher zur Gertrudkirche machen kann.

Kattwykbrücke
Die beiden Hubbrücken der Kattwykbrücke

Wobei „die Kattwykbrücke“ eigentlich aus zwei Hub-Brücken besteht. Die 1973 gebaute erste Brücke wird mittlerweile für den Autoverkehr genutzt, die 2020 eröffnete zweite Brücke dient dem Güterbahnverkehr. Tagsüber werden die Mittelstücke der Brücken alle zwei Stunden für die Durchfahrt von Schiffen auf 53 Meter Höhe angehoben und danach wieder abgesenkt.

Eine Übersicht aller Klapp-, Hub- und Rollbrücken mit ihren Öffnungszeiten für den Schiffsverkehr findet sich auf der Website der Hamburg Port Authority.

Alte und neue Ladekräne im Hamburger Hafen
Alte und neue Ladekräne im Hamburger Hafen

Fazit der Radtour im Hafen

An vielen Stellen ist es im Hafen aber auch sehr, sehr öde. Lagerhäuser, riesige Öltanks, Güterbahngleise und langweilige Betonbrücken für den Autoverkehr gibt es zuhauf. Trotzdem ist das Hafengebiet am Wochenende, wenn mehr Radfahrer als Lastwagen unterwegs sind, ein spannendes Ausflugsziel. Orientierung dazu gibt auch die kleine Broschüre zur Hafenerlebnistour, die mehrere Routenvorschläge macht und Sehenswürdigkeiten vorstellt.

Zaun und Mauer, dahinter undefinierbare riesige Tanks
Industrielle Ödnis

Wo kann man ein Fahrrad mieten?

Wer kein eigenes Fahrrad hat, kann sich auch ein Stadtrad an den Landungsbrücken oder in Wilhelmsburg mieten. Im Hafen selbst gibt es dann keine Leihstationen mehr.

Fahrrad vor Backsteingebäude
Schöner als ein Stadtrad, auf Dauer aber auch unbequem…