Eine Reise in den hohen Norden
Der erste Eindruck von Flensburg ist erstmal nicht der beste, wenn man am Bahnhof ankommt.
Doch die Rote Straße mit zahlreichen pittoresken Häusern und Innenhöfen mit Cafés und Geschäften, zeichnet dann schon ein positiveres Bild der Stadt an der Flensburger Förde.
Und dann gibt es natürlich noch den Hafen. Städte am Wasser mit einigermaßen historischer Bausubstanz (und die hat Flensburg) können eigentlich nicht enttäuschen. Und Flensburg einen sehr guten Eindruck bei mir hinterlassen.
Sehenswürdigkeiten in Flensburg und Umgebung
Oluf-Samson-Gang
Schöne Gasse mit alten Häusern, die von der Fußgängerzone zum Hafen führt. Wegen eines hässlichen Gebäudes am Fußgängerzonen-Ende lohnen sich Fotos der gesamten Gasse eigentlich leider nur Richtung Förde.
Spaziergang am Hafen
Man kann direkt am Hafenbecken entlanglaufen. Unterwegs gibt es mehrere Fischbuden, den Museums- und den Yachthafen. Perfekt, um sich ein bisschen Wind um die Nase wehen zu lassen.
Schloss Glücksburg
Das Schloss Glücksburg gilt als eines der bedeutendsten Renaissance- und Wasserschlösser Nordeuropas. Mit seinen zusammenhängenden drei Giebelhäusern und vier Ecktürme gibt es im Schlossteich ein gutes Fotomotiv ab.
Im Inneren gibt es ein bisschen Downton Abbey-Feeling. Die Dienerschaft war hier allerdings im obersten Geschoss untergebracht. Von außen sieht man auch ein paar Erker, die wie bei Burgen und Schlössern vielfach üblich für Plumpsklos genutzt wurden. Einen Wasseranschluss und richtige Bäder gab es hier erst ab 1900.
Im Souterrain – als Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg mit engen Verbindungen zum dänischen Königshaus wollte man ja nicht weit laufen – liegt eigene Schlosskapelle. Service-Info: Hier kann man auch heiraten.
Ansonsten gibt es viel zur Familiengeschichte derer von Dingens mit den Stars Christian IX (#König von Dänemark, #Schwiegervater Europas) und Kaiserin Auguste Victoria, die öfter mal vorbeischaute, weil ihre Schwester mit dem damaligen Herzog verheiratet war.
In so einem Schloss darf natürlich das Übliche nicht fehlen: Jede Menge Gemälde, Geschirr, Wandteppiche, Waffen, Möbel und Räumlichkeiten. Großzügig geschnitten übrigens – da wären die von Burg Eltz vor Neid erblasst.
Sehr kinderfreundlich. So gibt es Mitmachaktionen im Gesindetrakt, einen Märchenturm und Klettermöglichkeiten im Hof. Im Juli und August gibt es montags um 11 Uhr auch immer spezielle Kinderführungen.
Öffnungszeiten
täglich: 10-18 Uhr
Führungen im Sommer: täglich, 14 Uhr
Kosten
Erwachsene 9 Euro
Kinder 6 Euro
Familienkarte 19 Euro (2 Erwachsene) bzw. 10 Euro (1 Erwachsener)
Weitere Infos gibt es auf der Website des Schlosses.
Wie kommt man hin?
ab ZOB Flensburg (Fahrsteig B6), Buslinie 21, stündlich (Fahrplan), Fahrtzeit ca. 25 Minuten, hin und zurück 6,10 Euro, Fahrkarten gibt es am Kiosk auf dem Mittelbussteig
Christiansen Haus
Benannt nach dem 1866 in Flensburg geborenen Maler Hans Christiansen.
Aktuell gibt es anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Volksabstimmung von 1920 eine Sonderausstellung zum Thema deutsch-dänische Grenze, die ja nur ein paar Kilometer nördlich verläuft.
Heute gilt Schleswig als europäische Musterregion, was den Umgang mit Minderheitenförderung in Grenzgebieten angeht. Doch die Nationalstaatenbildung und die Kriege Mitte des 19. Jahrhunderts hatten das ursprünglich ganz zu Dänemark gehörende Schleswig zerrüttet und Flensburg schließlich 1920 zu einer Grenzstadt „ohne Hinterland“ werden lassen.
Mit Inkrafttreten des Schengener Abkommens schien die Grenze quasi aufgehoben. Der Bau eines „Wildschweinzauns“ und die Wiedereinführung stichprobenartiger Grenzkontrollen von dänischer Seite werden jedoch vielfach als ein Symbol einer neuerlichen Trennung wahrgenommen.
Im ersten Obergeschoss stehen noch ein paar Möbel rum und Ölgemälde mit Motiven aus der Region oder von schleswiger Künstlern des 19. Jahrhundert. Nicht so mein Interessengebiet.
Besser ist das 2. Obergeschoss mit Werken aus dem 20. Jahrhundert. Der unbestrittene Star ist dabei der gebürtige Nordschleswiger Emil Nolde, der seine Lehrzeit in Flensburg verbracht und länger hier gelebt hat.
Öffnungszeiten
ganzjährig, Di-So 10-17 Uhr
Kosten
Erwachsene: 8 Euro (Kombiticket mit Schiffahrtsmuseum 10 Euro), ermäßigt 3 Euro
Kinder & Jugendliche: kostenlos
Weitere Infos gibt es auf der Website des Museums.
Museumsberg 1, Flensburg
Schusterkate
Kleiner Fußgänger- und Radfahrergrenzübergang über die Krusau, direkt an der Förde gelegen. Blick auf die Marineschule Mürwick und einen kleinen Sportboothafen. Angeblich ist dies der einzige deutsch-dänische Grenzübergang mit einer Brücke.
Im Moment ist er von dänischer Seite mit Baustellenband gesperrt.
Hin kommt man zu Fuß von der Kupfermühle oder von Flensburg mit der Buslinie 1 bis Kupfermühle Abzweigung.
Industriemuseum Kupfermühle
Der dänische König Christian IV ließ die Kupfermühle als Industriebetrieb Anfang des 17. Jh. hier bauen, da der kleine Fluss Krusau beständig Wasserkraft produzieren konnte.
Flensburg war zu dieser Zeit bedeutsamer als Kopenhagen – so sagt man zumindest hier.
Mit Kupfererz aus Norwegen (was damals auch noch zu Dänemark gehörte) wurden hier auch Töpfe und Pfannen aus Kupfer und Messing hergestellt, vor allem jedoch Kupferplatten für Schiffe (zum Schutz vor Würmern und Muscheln) und Kirchendächer. Um das Jahr 1800 war dieses Hammerwerk der bedeutendste Industriestandort Dänemarks.
Aber irgendwann waren alle Kirchen in Dänemark gedeckt und Stahlschiffsrümpfe machten die Kupferbeschläge überflüssig. Zuletzt wurden nur noch wenige Kupfer- und Messingbleche und Kondensatorplatten produziert und die Kupfermühle 1962 endgültig geschlossen.
Das Industriemuseum zeigt die Historie der Kupfermühle, ihre Produkte und Werkzeuge auf. Ein paar Meter weiter sind die hübsch renovierten ehemaligen Arbeiterhäuser zu sehen.
Öffnungszeiten
Mai-Oktober: Mi-So, 13-17 Uhr;
November-April: Sa-So 13-17 Uhr
Kosten
Erwachsene 5 Euro (40 DKR)
Schüler 2 Euro (15 DKR)
Weitere Infos gibt es auf der Website des Museums.
Wie kommt man hin?
Buslinie 1 ab ZOB Flensburg (Fahrsteig B4) Richtung Krusau (DK), alle 20 Minuten (Fahrplan), Fahrtzeit 14 Minuten, hin und zurück 4,60 Euro, Fahrkarten gibt es im Bus. Haltestelle Kupfermühle Kiosk.
Messinghof 3, Harrislee
Margarethenhof
Schönes Gebäude mit wechselhafter Historie. Erst Adelssitz, dann Zuckerfabrik, dann Eisengießerei. Zuletzt repräsentative Fabrikantenvilla.
Johannisstraße 78, Flensburg
Mitfahrbank
Nette Idee: Wer eine kostenlose Mitfahrgelegenheit sucht, kann mit Hilfe von Richtungsschildern sein Fahrziel anzeigen. Solche Mitfahrbänke werden übrigens von Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert.
Anreise nach Flensburg mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Mit dem Zug
Ab Hamburg Hbf fährt stündlich ein RegionalExpress direkt bis Flensburg (2 Stunden Fahrtzeit). Hinzu kommen zwei dänische InterCitys, die aber auch nicht schneller sind.
Ab Kiel fahren ebenfalls stündlich RegionalExpress-Züge (1:15 Stunden).
Ab Kopenhagen via Fredericia gibt es alle zwei Stunden eine schnelle Verbindung (3:10 Stunden).
Mit dem Bus
Man kommt zumindest von Hamburg auch günstig mit Fernbussen nach Flensburg, muss dafür aber etwas mehr Zeit mitbringen (2:40 bis 3:15 Stunden).
Von Kopenhagen sind es mit dem Bus tagsüber 5:30 bis 7:45 Stunden bis Flensburg.
Essen & Trinken
Hafenküche
Gehobene Küche mit interessanten Eigenkreationen. Die vegane Kohlroulade ist sehr zu empfehlen, wenn man nicht gerade großen Hunger hat.
Schiffbrücke 40, Flensburg
Ben‘s Fischerhütte
Gute Fischbrötchen direkt im Museumshafen. Zum Teil lange Warteschlangen.
Museumshafen, Flensburg
Unterkunft
Seemansheim Hostel (*)
Kleines, sehr sympathisches, modernes Hostel direkt am Museumshafen. Sehr empfehlenswert.
Schiffbrücke 40, Flensburg