Abwechslung muss sein
Nach dem vielen (schönen) Barock in Lecce brauchte ich mal etwas Abwechslung und habe mich in den Zug nach Gallipoli am Golf von Tarent gesetzt (ca. 1,5 Stunden, 4,30 Euro).
Eigentlich hätte ich gerne Monteruga besichtigt, ein kleines von den italienischen Faschisten 1928 als ländliche Mustersiedlung angelegtes Dorf, das seit den 1980er Jahren verlassen ist. Monteruga liegt so weit von den nächsten Orten entfernt, dass ich mir schon einen Mietwagen nehmen wollte, dann aber gelesen habe, dass das Gebiet nicht nur seit Jahren in Privatbesitz ist, sondern dass dort auch bewaffnete Sicherheitsleute Neugierige schnell vertreiben.
Und so habe ich mich dann doch lieber mit der in die Jahre gekommenen Bimmelbahn auf den Weg nach Gallipoli gemacht.
Was gibt es in Gallipoli zu sehen?
Die Altstadt von Gallipoli liegt auf einer Insel, die durch einen etwa 50 Meter langen Straßendamm mit dem Festland verbunden ist.
Das Kastell
Direkt am Hafen liegt dann das alte Castello di Gallipoli. Da Festungsanlagen allerdings meist sehr, sehr langweilig sind, habe ich das Kastell (im wahrsten Sinne des Wortes) links liegen gelassen und habe die Gassen der Altstadt erkundet.
Die Gassen der Altstadt
Dabei kann Gallipoli leider nicht mit den Dörfern des Valle d’Itria mithalten. Ich habe kaum Ecken gefunden, an denen es gelohnt hätte, zu verweilen oder Fotos zu machen.
Aber immerhin ist es eine Insel, insofern stößt man – egal wie man die Altstadt durchquert – immer wieder schnell auf die Promenade am Meer. Diese liegt ein paar Meter über dem Meeresspiegel, nur an einer Stelle kann man zu einem kleinen Strandabschnitt herabsteigen.
Kathedrale von Gallipoli
Sehenswert ist an Gebäuden eigentlich nur die Kathedrale Sant’Agata aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit ihren großflächigen Gemälden an den Seitenaltären und im Altarraum.
Auch diese Kirche gehört zum „Lecceser Barock“ und wurde 1940 zum Monumento nazionale erklärt. Von der Fassade sieht man allerdings nicht viel, da die Bebauung hier sehr eng ist.
Unterirdische Ölmühle
Interessant ist auch ein kurzer Besuch in einer ehemaligen unterirdischen Ölmühle. Hier wurde zwischen 1600 und 1850 das Öl aus Oliven gepresst und vor allem Lampenöl hergestellt.
Ein Liter Olivenöl kostete soviel wie ein Arbeitslohn der Arbeiter. Das Öl wurde bis zu seiner Verschiffung in Zisternen aufbewahrt und erste dann in Holzfässer abgefüllt.
Gallipoli galt in dieser Zeit als wichtigster Umschlagplatz für Lampenöl in Europa. Täglich verließen etwa 30 Schiffe den Hafen, um es bis nach Schweden zu transportieren. Viele Nationen unterhielten wegen des kostbaren Rohstoffes Vizekonsulate in Gallipoli.
Die Verarbeitungssaison startete im Oktober und dauerte sechs bis neun Monate, in denen die Arbeiter die unterirdischen Arbeitsstätten und ihre Wohnräume dort nicht verließen.
Das lukrative Geschäft der etwa 35 Ölmühlen brach allerdings nahezu völlig zusammen, als Petroleum dem Olivenöl den Rang als Brennstoff in Lampen ablief.
Der Hafen
Vom kleinen Hafen und von der Festlandseite von Gallipoli hat man einen schönen Blick auf die Uferbebauung der Altstadt und das Kastell und kann sich mit großen Möwen anfreunden – und sich heimlich (die spüren das!) – vor ihnen und ihren Schnäbeln fürchten. Mit denen legt man sich besser nicht an, wenn man schon mal von Hitchcock gehört hat. Die Fischerboote bieten sich ebenfalls als Fotomotiv an.