Busfahren ist immer aufregend

Nach der abenteuerlichen Fahrt im Minibus nach Shire hatte ich eigentlich eine eher langweilige Busfahrt nach Debark erwartet. Doch der alte, klapprige Bus brauchte für die 185 Kilometer lange Strecke 6,5 Stunden.

Ich war währenddessen froh, früh am Busbahnhof gewesen zu sein, um auf ein paar der zerschlissenen Plätze probesitzen zu können. So habe ich dann an der Ausgangstür einen Sitz gefunden, an dem meine Knie nicht die ganze Zeit anstießen und ich die Beine hin und wieder auch mal ausstrecken konnte.

Blick von hinten auf leere Sitze im Bus, die ziemlich zerschlissen sind
Überlandfahrt – ich war früh und habe mir den besten Sitz ausgesucht

Unterwegs gab es dann zwei Polizei-Checkpoints, an denen nur die Einheimischen kontrolliert wurden, für meinen Pass interessierte sich niemand.

Auch bei der Weiterfahrt am nächsten Tag Richtung Gonder (in Debark habe ich mich einfach mal nur ausgeruht) im Minibus wurden häufiger Ausweise kontrolliert und das Gepäck stichprobenartig nach Waffen durchsucht. Ein Mann am Straßenrand wurde offenbar mit einem, wie mir schien traditionellen, Dolch erwischt – und mit einem Tritt in den Hintern von den Polizisten verscheucht.

Kurvenreiche Bergstrecke
Hier wurden die verteilten Spucktüten von einigen Fahrgästen genutzt

Und wenn es nicht gerade Aufregendes an Checkpoints zu beobachten gab, konnte ich die Landschaft genießen. Die kurvenreiche Fahrt entlang des Semien-Gebirges gibt immer wieder tolle Ausblicke in die Weite.

Blick auf wild zerklüftete Landschaften
Schnappschuss aus dem Busfenster

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Gonder

Gonder (manchmal auch Gondar geschrieben) ist die ehemalige Kaiserstadt Äthiopiens. Über mehrere Jahrhunderte zogen die Kaiser mit ihrem Hofstaat im Land umher und residierten mal für ein paar Jahre hier und mal da. Erst ab 1636 wurde mit Gonder eine dauerhafte Hauptstadt gewählt (und blieb es bis 1855).

Blick durch einen Torbogen auf Mauern und Paläste
Blick auf die Palastanlage

Die Paläste von Gonder

Das größte architektonische Erbe aus der Kaiserzeit ist das Palastareal Fasil Ghebbi (oder auch als Gemp bezeichnet) im Zentrum der Stadt. Auf sieben Hektar stehen hier – von einer Mauer umgeben – mehr oder weniger gut erhaltene Paläste und Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert.

Stadtmauer mit einem Wohnturm
Die Stadtmauer des Palastareals

Man kann im Reiseführer im Detail nachlesen, welche Paläste und welche Gebäude (Bibliothek, Beamtenpalast, Pferdeställe, Löwenkäfige) da genau wo standen, aber für mich war der Gesamteindruck des Areals entscheidender. Dieses Areal strahlte eine große Ruhe aus, die sie wohltuend von der Hektik der modernen Stadt drumherum abhob.

Schloss mit mehreren Türmen und Zinnen
Ein solches Schloss hätte ich in Afrika nicht erwartet

Wie die Felsenkirchen von Lalibela oder die Ruinen von Axum gehört auch der Fasil Ghebbi zum Weltkulturerbe der UNESCO. Als ganz so spektakulär habe ich das Areal jetzt nicht wahrgenommen, aber in diese Entscheidung floss wahrscheinlich auch die Bedeutung für die Geschichte Äthiopiens sowie die einmalige Mischung von maurischen, indischen und portugiesischen Baustilen ein.

Die Kirche Debre Berhan Selassie

Auf einem Hügel etwas abseits des Stadtzentrums von Gonder liegt die Kirche Debre Berhan Selassie. Sie wird wegen ihrer Innengestaltung vielfach als die schönste Kirche Äthiopiens bezeichnet.

Die Kirche von außen
Debre Berhan Selassie

Die Wandmalereien, die viele Bibelszenen aus dem Alten und Neuen Testament zeigen, stammen aus dem Jahr 1694. Dabei sind nicht nur einzelne Teile der Wände bemalt, sondern alle Flächen wurden ausgenutzt. Auch von der Decke schauen einen die Engelsgesichter an, die man auch in vielen äthiopischen Klöstern sehen kann.

Unzählige Bibelszenen in klaren Farben
Die Malereien im Inneren der Kirche

Was man bei Kirchenbesuchen in Äthiopien beachten sollte

In Klöstern und Kirchen gelten in Äthiopien übrigens ein paar besondere Vorschriften. Dass Schuhe ausgezogen werden müssen, hatte ich ja schon mal bei den Felsenkirchen in Lalibela erwähnt. Blitzlicht und Kaugummi ist auch nicht erlaubt.

Häufig gibt es bei einigen Kirchen unterschiedliche Eingänge für Männer und Frauen. Außerdem wird empfohlen, die Kirchen nicht zu betreten, wenn man am Vortag mit dem Ehepartner geschlafen hat oder gerade menstruiert. So sind die Regeln.

Aushang in einer Kirche
Regeln für den Kirchenbesuch

Und wie ist Gonder sonst so?

Neben den historischen Gebäuden ist Gonder natürlich auch eine ganz normale Großstadt mit rund 350.000 Einwohnern. Ein paar italienische Kolonialgebäude aus der Besatzungszeit finden sich auch noch in der Stadt. Ansonsten ist auch hier extreme Armut auf den Straßen deutlich sichtbar.

Blick durch Bäume auf eine Straße mit vielen Tuktuks
Die blauen Tuktuks bestimmen das Straßenbild in Gonder