Die Halbinsel Vatnsnes und ein paar Wasserfälle

Im letzten Teil meiner Island-Rückbetrachtung geht es heute auf die Vatnsnes-Halbinsel im Norden Islands sowie zu den Wasserfällen Hraunfossar und Barnafoss sowie zum Glymur. Insbesondere der Besuch des Glymur war mit richtig Abenteuer-Feeling verbunden.

Teilansicht des Glymur-Wasserfalls
Abenteuer am Glymur-Wasserfall

Was gibt es auf Vatnsnes zu sehn?

Die kleine Vatnsnes-Halbinsel gehört wahrscheinlich nicht zu den absoluten Highlights einer Island-Reise, aber mir hat sie mit ihren einsamen Schotterpisten und den Ausblicken aufs Meer sehr gut gefallen.

Braune Schotterpiste auf der Vatnsnes-Halbinsel
Ich fahre ja gerne auf solchen Schotterpisten

Skardsviti-Leuchtturm

Wenn ich hier schon Leuchttürme als Sehenswürdigkeit aufführe, dann spricht das nicht nur für mein Leuchtturm-Faible, sondern auch dafür, dass die Vatnsnes-Halbinsel eher durch landschaftliche Schönheit denn durch Bauwerke besticht.

Weißer Leuchtturm, im Vordergrund verrostetes landwirtschaftliches Gerät
Der Skardsviti-Leuchtturm

Hvítserkur

Der einer Steilküste vorgelagerte Basaltfelsen Hvítserkur (zu deutsch in etwa „weißes Nachthemd“) ist eine etwa 15 Meter hohe bizarre Felsformation direkt am Strand, von der die Isländer behaupten, sie sähe wie eine bucklige Kuh aus, die aus dem Meer trinke.

Da ist natürlich Blödsinn. Es handelt sich eher um einen Elefanten. Meinetwegen auch um einen versteinerten Dinosaurier. In jedem Falle lohnt sich ein Stop an diesem Küstenabschnitt.

Blick durch den Felsen Hvítserkur
Blick durch den Hvítserkur

Manchmal kann man hier am Strand auch direkt Robben und Seelöwen antreffen. Als ich dort war, haben sie allerdings gerade auf einer Sandbank in einiger Entfernung über den Fortschritt des Friedensprozesses im Nahen Osten diskutiert. Oder die neuesten Börsenkurse besprochen – so genau war das auf die Distanz nicht zu verstehen.

Robben auf eine Sandbank in einiger Entfernung
Etwas unscharf aus der Entfernung: Für mich sind das Robben

Die Festung Borgarvirki

Von der ehemaligen Felsenfestung Borgarvirki sollte man sich nicht zu viel erwarten. Es handelt sich um einen natürlichen Felsen aus Basaltsäulen, der im 10. oder 11. Jahrhundert mit Steinen etwas ausgebaut wurde.

Heute sieht man nur noch ein paar aus Natursteinen bestehende Mauern. Der Aufstieg vom Parkplatz zur „Festung“ lohnt sich eigentlich nur wegen des Blicks auf die karge Landschaft in der Umgebung und den See Vesturhópsvatn.

Aussicht von einem Berg auf die Küste und das Meer
Blick von Borgarvirki ins Umland

Lohnt sich der Hraunfossar- und Barnafoss-Wasserfall?

Etwa 140 Kilometer von der Vatnsnes-Halbinsel und 125 Kilometer von Reykjavík entfernt liegen die beiden Wasserfälle Hraunfossar und Barnafoss im Westen Islands.

Extra hierher zu fahren lohnt sich meiner Meinung nach nicht. Wenn man aber auf dem Weg von Snæfellsnes nach Reykjavík ist oder auf der Ringstraße unterwegs ist, kann man den Abstecher machen.

Die Hraunfossar sind eine Reihe von eher kleinen Wasserfällen, die sich auf auf mehreren hundert Metern Länge aus einem Lavafeld in den Fluss Hvítá ergießen. Der eigentliche Fluss, aus dem das Wasser stammt, endet irgendwo in dem Lavafeld und fließt hier durch die poröse Lava.

Wenn man es dramatisch und verkäuferisch formulieren möchte, sind die Hraunfossar also die Wasserfälle, die aus dem Nichts kommen.

Mehrere Wasserfälle nebeneinander, die eine Stufe herabfließen
Die Hraunfossar-Wasserfälle

Der Barnafoss (zu deutsch „Kinderwasserfall“) ist für mich weniger ein Wasserfall als vielmehr eine Stromschnelle in einer nicht so wahnsinnig tiefen Schlucht. Für isländische Verhältnisse ein absolut unspektakulärer Wasserfall – aber man nimmt ihn neben mit, weil er nur einen kurzen Fußweg von den Hraunfossar entfernt liegt.

Fluss in einer kleinen Schlucht
Der Barnafoss

Und was macht den Glymur-Wasserfall so besonders?

Ein absolutes Juwel ist im Gegensatz dazu der Glymur, ein fast 200 Meter hoher Wasserfall, den man nach einer etwa vier Kilometer langen Bergauf-Wanderung vom Parkplatz nahe des Hvalfjörður-Fjords erreicht.

Bis 2011 galt der Glymur als der höchste Wasserfall Islands. Erst dann hat man offensichtlich nach dem fortschreitenden Abschmelzen des Gletschers den etwas versteckt gelegenen Morsárfoss (227 Meter hoch) im Vatnajökull-Nationalpark entdeckt.

Blick über den Fluss bis zum Fjord
Blick Richtung Hvalfjörður

Der Wanderweg zum Glymur kreuzt irgendwann den Fluss, der vom Wasserfall zum Fjord fließt. Im Sommer gibt es hier eine Art Behelfsbrücke, die aus einem Baumstamm besteht, der auf die Steine im Fluss gelegt wird. Dann kann man sich an einem gespannten Seil über dieses Baumstamm zur anderen Seite des Flusses hinüberhangeln.

Fluss mit kleinen Stromschnellen
Es führt kein anderer Weg nach Glymur

Mein Problem war nur: Anfang Mai ist auf Island noch nicht Sommer. Der Baumstamm war auf der anderen Seite zu sehen, aber ein Übergang bestand hier nicht. Und so stand ich da am reißenden Fluss und hatte die Wahl zwischen aufgeben oder einer Flussdurchquerung zu Fuß.

Failure is not an option. Also habe ich die zumindest die Socken ausgezogen, die Hosenbeine hochgekrempelt, die Schuhe wieder angezogen und bin ins Wasser gestiegen. Ins eiskalte Wasser. Innerhalb von Sekundenbruchteilen waren meine Füße und die Schienbeine durchgefroren, Auf dem Weg durch den hier knietiefen Fluss habe ich zweimal auf größeren Steinen angehalten und kurz die Schienbeine massiert, um sie zumindest wieder etwas aufzuwärmen.

Nasse Hose und Schuhe
Zum Glück ist die Hose schnell wieder getrocknet

Die Schuhe waren, als ich endlich die starke Strömung durchwatet hatte (ich hatte zwischendurch doch etwas Angst, weggerissen zu werden und komplett ins Wasser zu fallen), natürlich triefend nass. Aber ich konnte damit weiter laufen und mich an den Aufstieg durch die Schlucht zum Wasserfall machen.

Dieser Weg lohnt sich auch landschaftlich. Man hat tolle Ausblicke auf den Fjord und die Schlucht selbst ist ebenfalls sehenswert. Teilweise ist der Weg allerdings so steil, dass man sich an gespannten Seilen hochziehen muss. Aber die Mühen lohnen sich.

Seil am Pfad bergauf
Immerhin hier war ein Seil gespannt

Irgendwann kommt man nämlich zum Wasserfall, dessen Wasser sich in der engen Schlucht in die Tiefe stürzt. Umrahmt von steilen, bemoosten Felswänden und umschwirrt von Unmengen an Vögeln.

Ein Teil des Glymur-Wasserfalls – ganz kann man ihn nicht auf einmal sehen

Man kann dann bis auf die Ebene oberhalb des Wasserfalls wandern und steht dann wieder vor dem – an dieser Stelle allerdings sehr ruhigen – Fluss. Auch hier gibt es keine Brücke. Aber da die Schuhe natürlich immer noch völlig nass sind, kostet die Entscheidung zu einer erneuten Flussdurchquerung zu Fuß keine große Überwindung.

Glymur Fluus oberhalb des Wasserfalls
Noch einmal nass werden

Auf dem Weg bergab habe ich dann den nicht gekennzeichneten Pfad im Geröllfeld irgendwo versehentlich verlassen und musste mich dann einfach querfeldein – auch durch ein kleines Wäldchen – durchschlagen. Mit eingeschalteter Lauf-App, die den bisher zurückgelegten Weg anzeigte, war es aber kein Problem, den Parkplatz wiederzufinden.

Man kann das Abenteuer der Flussdurchquerung übrigens auch umgehen, indem man am Parkplatz nicht den direkten Weg Richtung Glymur einschlägt, sondern rechts abbiegt und einen Bogen zu einer kleinen Brücke schlägt. Das habe ich allerdings erst hinterher herausgefunden.

Weitere Hinweise zur Anreise und zum Wanderweg finden sich hier.

Natürliches Felsentor auf dem Weg zum Glymur
Natürliches Felsentor auf dem Weg zum Glymur