Meine Lieblingsecken und -Ausstellungen in Krakau
Es gibt diese Städte, die ich auf Anhieb mag. Und in denen ich mich auch bei erneuten Besuchen sofort wieder wohlfühle. Krakau (polnisch: Kraków) gehört dazu.
Ich war vor zwei Jahren schon mal für zwei Nächte und einen kalten, verregneten Herbsttag da. Und auch jetzt hat mich die Stadt nach dem hochsommerlichen Wetter in Ostpolen wieder mit Wolken und kleineren Regenschauern empfangen.
Trotzdem war sofort wieder dieses Wohlfühlgefühl da. Krakau hat einfach dieses Je ne sais quoi. Vielleicht ist es die Mischung aus Historie und schöner, alter Architektur, die aber nicht so herausgestellt werden muss – ganz nebenbei ist die Altstadt natürlich auch auf der Welterbe-Liste der UNESCO -, weil es auch noch das spannende Hier und Jetzt gibt.
Das sind meine Highlights in Krakau
Hauptmarkt
(Rynek Główny)
Angeblich ist das hier der größte mittelalterliche Marktplatz Europas – quadratisch mit den Seitenlängen von 200 Metern.
Das dazugehörige Rathaus wurde 1820 wegen Baufälligkeit abgerissen und nie wieder aufgebaut. Daher steht der Turm da jetzt ganz allein. Und mittendrin sind die Tuchhallen. 1555 im Renaissance-Stil gebaut, dienen sie auch heute noch dem Handel – mit Souvenirs.
Am Rand des Rynek Główny steht, als wäre es nötig, den Platz noch irgendwie aufzuwerten, die Kathedrale. Sie ist sehr fotogen und hübsch anzuschauen. Von innen habe ich sie nie gesehen; Kirchen ertrage ich eben nur in Maßen. Außerdem muss man sich ja auch noch etwas für den nächsten Besuch aufheben.
Eine Straße weiter gibt es noch den Maly Rynek, der in jeder anderen Stadt ein Highlight wäre, hier aber fast unbeachtet bleibt.
Kazimierz
Kazimierz war ehemals eine eigenständige Stadt und wurde später ein Stadtteil von Krakau mit einem hohem Anteil jüdischer Bewohner. Die meisten Bewohner wurden in Konzentrationslagern ermordet und der Stadtteil mit der ausgeprägten jüdischen Kultur und zahlreichen Synagogen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ziemlich vernachlässigt.
Hier sind noch immer deutlich mehr baufällige Häuser und bröckelnde Mauern zu sehen als in der Krakauer Innenstadt. Trotzdem – oder gerade deswegen – ist Kazimierz seit Jahren im Kommen. Einige jüdische Restaurants haben dem Viertel inzwischen etwas des ursprünglichen Flairs zurückgegeben.
Emaillefabrik Oskar Schindler
(Fabrika Emalia Oskara Schindlera)
Im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Emaillewaren-Fabrik des nationalsozialistischen Fabrikanten Oskar Schindler befindet sich heute eine Ausstellung zu Krakau im Zweiten Weltkrieg.
Dabei wird klar, dass der Kriegsbeginn nicht überraschend kam, sondern schon im Sommer 1939 in Krakau Schutzgräben ausgehoben wurden und das Militär seine Reservisten einberufen hat. Der Verlauf des „Blitzkrieges“ ist bekannt. Die Ausstellung geht aber auch auf die darauf folgenden Verhaftungen beispielsweise von Professoren der Krakauer Universitäten und die Germanisierung von Straßennamen ein (der Hauptplatz wurde so 1940 zum „Adolf-Hitler-Platz“). Während das Weltkriegs-Museum in Danzig den Nazi-Terror und den Holocaust für Polen insgesamt betrachtet hat, liegt in diesem Museum der Fokus klar auf dem Schicksal der Bürger von Krakau.
Oskar Schindler kommt im Museum übrigens nur vergleichsweise kurz vor – dabei wird allerdings klargestellt, dass er die Liste mit Juden, die weiter für ihn arbeiten durften (und als kriegswichtige Mitarbeiter nicht in die Konzentrationslager und den nahezu sicheren Tod geschickt wurden), nicht selber diktiert hat. Da hat sich Steven Spielberg in „Schindlers Liste“ wohl ein paar dramaturgische Freiheiten erlaubt.
Öffnungszeiten:
Montag 10-14 Uhr,
Dienstag-Sonntag 10-18 Uhr
An jedem 1. Dienstag im Monat geschlossen.
Eintritt:
26 Złoty (ca. 6 Euro)
Unbedingt mehrere Tage vorher online reservieren, sonst sind alle Tickets weg!
Museum of Contemporary Art in Kraków
Gleich hinter der ehemaligen Schindler-Fabrik befindet sich das Museum der Gegenwartskunst. Wie in allen Museen dieser Art sind natürlich auch hier zahlreiche Werke zu finden, bei denen ich mich frage, ob das wirklich der Ernst der Künstler war oder der Versuch, eine Installation, die man in 5 Minuten hingerotzt hat, tatsächlich als Kunst zu verkaufen.
Zum Glück gibt es aber auch viele tolle Ausstellungsstücke. Mein Lieblingskünstler ist dabei Michał Stonawski, der Alltagsgegenstände – wie einen Stromkasten – aus Leinwänden zusammensetzt und dann verblüffend echt mit allen Macken, Kratzern und Roststellen bemalt (s. Foto Nummer 3).
Öffnungszeiten:
Di-So, 11-19 Uhr (donnerstags und freitags bis 21 Uhr)
Eintritt:
7 Złoty (ca. 1,60 Euro)
Sozialistisches Bauen in Nowa Huta
Im Beitrag über Danzig habe ich ja schon mein Faible für sozialistische Architektur gestanden. Klar, dass daher diesmal auch Nowa Huta weit oben auf meiner To-do-Liste stand.
Nowa Huta heißt einfach „neue Eisenhütte“ und ist der Stadtteil, der Anfang der 50er Jahre für die Arbeiter des neuen Stahlwerk im Osten Krakaus gebaut wurde.
Es handelt sich also um eine Planstadt mit einem zentralen Platz und davon ausgehenden großen Straßen. Insgesamt ist Nowa Huta durch klare Linien und große Wohnblöcke – der Experte spricht hier vom „sozialistischen Klassizismus“ – geprägt. Das ist vielfach immer noch sehr grau, aber architektonisch toll.
Museum Nowa Huta
Das Museum sieht von außen (und von innen) ziemlich heruntergekommen und geschlossen aus. Ich war sehr überrascht, dass sich die Tür öffnen ließ. Viel zu sehen gibt es da im Moment leider nicht. Die eigentliche Ausstellung war geschlossen, ich wurde gleich in den Keller geschickt. Dieser war selbst Teil des Luftschutzkeller-Systems aus dem Kalten Krieg und beinhaltete eine kleine Ausstellung zur Zivilverteidigung ab den 50er Jahren. Anfang der 50er Jahre wurde beim Bau der Stadt gleich an Luftzuschutzkeller im großen Maßstab gedacht, in den Wohngebäuden werden diese aber seit Jahren vernachlässigt und verrotten, weil sich niemand mehr darum kümmert. Die letzten Gesetze, die dies verbindlich geregelt hatten, sind 2004 ausgelaufen.
Öffnungszeiten:
Di-So, 11-18 Uhr
Eintritt:
12 Złoty (ca. 2,70 Euro)
Lohnt sich ein Besuch in Krakau?
Ja. Krakau gehört zum Pflichtprogramm in Polen – und war zumindest in Vor-Corona-Zeiten auch mit dem Flugzeug gut erreichen und bietet sich für einen verlängerten Wochenend-Trip an.
Lust auf weitere Tipps zu Krakau?
Wer online noch mehr Sehenswürdigkeiten in Krakau entdecken möchte, dem empfehle ich den Beitrag „Krakau Urlaub mal anders – das sind die weniger bekannten Sehenswürdigkeiten“ von Dimitri auf happystories.de.
Essen & Trinken in Krakau
Green Caffè Nero
Gemütliche Filiale der gleichnamigen kleinen Kette. Der Mürbeteig-Pudding-Himbeer-Kuchen gehört ab sofort zu meinen All time favourites.
Szlak 77, Krakau
Café Camelot
Gutes Angebot für Frühstück, Lunch und Abendessen. Verwinkeltes, uriges Café an einem der schönsten Mini-Plätze der Stadt.
Świętego Tomasza 17, Krakau
Café Charlotte
Französisches Café. Gute Quiche und Tarte.
plac Szczepański 2, Krakau
Trdelník
Slowakischer Baumkuchen mit verschiedenen Füllungen. War schon beim letzten Mal hier und wieder sehr begeistert von der Nutella-Füllung.
Streetfood Court
Ciemna / Ecke Jakuba, Krakau
Tempura Truck
Tempura-Gemüse und anderes. Lecker.
Streetfood Court
Wąska / Ecke Świętego Wawrzyńca, Krakau
Tomasza 20 Resto Bar
Nettes Restaurant. Gute vegane Linsen-Piroggen.
Świętego Tomasza 20, Krakau
Unterkunft in Krakau
Charming Studio (*)
Ich war der erste Gast in diesem Apartment und habe wohl noch einen Schnäppchenpreis bekommen, weil natürlich noch keine Bewertungen vorlagen. Sehr hübsches, kleines Apartment in perfekter Lage zum Hauptbahnhof und fünf Minuten von der Altstadt entfernt.
Warszawska 7, Krakau