Unterwegs im Paradies der Wassersportler

Natürlich wollte ich von Masuren auch die Seen sehen – und nicht nur die Wolfsschanze. Schließlich sind die Seen als schönes Reiseziel bekannt. Nicht bekannt war mir, wie unglaublich beliebt sie bei Seglern sind.

Ich habe mir – nach Prüfung der kurzfristigen Verfügbarkeit von Unterkünften zur Hochsaison – für Mikołajki als Basis entschieden.

Eine gute Ausgangsbasis: Mikołajki

Giżycko ist allerdings der verkehrstechnisch besser erreichbare Ort, wenn man – wie ich – mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist.

So habe ich aus der Not eine Tugend gemacht und die Strecke von Giżycko nach Mikołajki mit dem Schiff zurückgelegt – quasi der erste Teil meiner selbstgebastelten Kreuzfahrt über die Seen und Kanäle in Masuren.

Wie findet man die richtigen Ausflugsboote?

In den einzelnen Orten an den Seen sind immer mehrere Anbieter vertreten. Ich habe alle Strecken mit Zegluga Marzurska absolviert – einfach, weil sie überall vertreten waren und eine übersichtliche Website mit Abfahrtszeiten haben, so dass ich mir meine Fahrten gut zusammenstellen konnte. Die Tickets bekommt man immer in kleinen Kassenhäuschen in der Nähe der Anlegestellen.

Eine Bootsfahrt, die ist lustig – also habe ich vier gemacht

Meine Erfahrungen als Seefahrer in Masuren

Tag 1:
Von Giżycko nach Mikołajki 

Kosten: 90 Złoty (ca. 20 Euro)
Dauer: 3 Stunden (15-18 Uhr)

Giżycko hat einen nagelneuen Hafen für die Segelyachten und ein extra Hafenbecken für die Ausflugsboote. Diese Boote haben immer ein Unterdeck mit Bar und ein Oberdeck, auf dem ein paar nicht festgeschraubte Bänke und Tische stehen, die bei dem schönen Sommerwetter natürlich immer vollständig belegt waren.

Nach Mikołajki führt die Strecke durch tolle Landschaften. Hin und wieder hat man an kleinen Kanälen, die die Seen miteinander verbinden auch mal freien Blick auf Getreidefelder. In der Regel sieht man aber viel Grün am Ufer: Zunächst Gräser und Schilf und dann viel Wald. Hin und wieder verstecken sich Segelboote in Ufernähe im Gras oder an kleinen Anlegern. Wirklich possierliche Tierchen, diese Segelboote.

Paarungsbereite Segelboote

Die Fahrt durch die Kanäle ist für die Ausflugsboote eine echte Herausforderung. Natürlich gibt es hier auch Brücken, die unterfahren werden müssen – da wird dann der Führerstand und das Dach des Oberdecks hydraulisch eingefahren. Segelboote müssen hier ihre Masten umklappen.

Wie in aller Welt auf Ausflugsschiffen üblich, machen die Kapitäne zwischendurch auch Ansagen. Allerdings ausschließlich auf polnisch. Anfangs habe ich noch versucht, mit dem Google Translator eine Übersetzung zu bekommen. Doch nach Aussagen wie „Und in einem Moment wird es Dienstag sein, aber das ist sehr vorsichtig“ und „Befestigen Sie die polygonalen Folien an den Unwürdigen“, habe ich mich damit abgefunden, hier mit Geheimdienstlern unterwegs zu sein, die wissen, wie dieser Code zu entschlüsseln ist. Ich habe dann einfach so getan, als würde ich dazu gehören und wissend aufs Wasser geschaut.

Biberbauten gibt es hier auch im Uferbereich zu sehen. Nur die Biber waren gerade weg. Wahrscheinlich Urlaub am Meer oder so.

Eher ungewöhnlich: Felder direkt am Ufer eines Kanals

Tag 2
Rundfahrt ab Mikołajki über den Śniardwy-See

Kosten: 38 Złoty (ca. 8,50 Euro)
Dauer: 3 Stunden (u.a. 16:20 bis 17:50 Uhr)

Der Śniardwy-See ist mit 114 Quadratkilometern der größte See Polens. Im Schnitt ist er 6,5 Meter tief – was auch immer man mit dieser Information anfangen kann. Das Volumen berechnen vielleicht. Auch hier waren wieder unzählige Segler unterwegs. Und ein paar Motorboote, die man stunden- oder tageweise mieten kann.

Vielleicht sollte ich doch noch irgendwann einen Bootsführerschein machen, habe ich mir hier gedacht. Mir hat ja schon lange die Vorstellung gefallen, in einem hölzernen Langboot irgendwo herumzutuckern (die unverschämte Autokorrektur hat daraus übrigens gerade „herumzumeckern“ gemacht; und vielleicht kennt sie mich…) und einsame Inseln anlaufen zu können. 

So sieht es da oft aus

Die Śniardwy-See-Tour dauerte nur anderthalb Stunden, was völlig ausreichend war, da man hier nicht wirklich viel sehen konnte. Die Touren entlang der Kanäle und durch Schleusen (hier Tag 1 und Tag 3) sind spannender.

Tag 3:
Von Mikołajki nach Rucione 
(und zurück)

Kosten: 80 Złoty (ca. 18 Euro)
Dauer: 6:10 Stunden (10:00 bis 16:10 Uhr)
(mit Aufenthalt in Ruciane von 12:30 bis 14:10 Uhr)

Landschaftlich ähneln sich die Seen sehr. Zumindest für mich sieht da alles gleich aus. Aber schön. Auf der Fahrt Richtung Süden nach Rucione müssen alle Boote und Schiffe in der Śluza Guzianka – der Guzianka-Schleuse – auf das zwei Meter höhere Niveau des Jezioro Bełdany gehoben werden. Ein Hauch von Panamakanal.

Der kleine Ort Rucione ist nicht sonderlich interessant. Hier kann man sich etwas die Beine vertreten und etwas essen (oder wie ich wieder an einem Automaten Basketbälle werfen). Zurück nach Mikołajki geht es auf dem gleichen Weg.

Guzuianka-Schleuse

Tag 4:
Szlak Łabędzi-Tour ab Giżycko

Kosten: 50 Złoty (ca. 11 Euro)
Dauer: 1,5 Stunden (u.a. 12:30 bis 14:00 Uhr)

Da an diesem Sonntag der Mittagszug nach Białystok schon ausverkauft war, musste ich knapp fünf Stunden länger in Giżycko bleiben. Was lag da näher, als nochmal einen Schiffsausflug auf einen der Seen zu machen?

Diesmal ging es auf den Kisajno-See. Zunächst etwa zwei Kilometer auf einem Kanal mitten durch Giżycko, danach um mehrere kleine Inseln herum, die alle bewaldet waren und unbewohnt schienen. Auch keine spektakuläre Kreuzfahrt, aber man sitzt in der Sonne, hat eine leichte Brise – und selbst die mittelmäßigen Sachen auf Reisen sind immer noch besser als arbeiten zu gehen…

Insel im Kisajno-See

Anreise an die Seen in Masuren mit Bus und Bahn

Es ist kompliziert.

Der „Verkehrsknotenpunkt“ an den Seen in Masuren ist wie erwähnt Giżycko. Hier gibt es einen Bahnhof und Busse fahren u.a. in die umliegenden Orte Węgorzewo, Kętrzyn und Mikołajki

Für Busverbindungen ist die Tourist Info in Mikołajki übrigens keine Hilfe. Die haben mir beispielsweise für die Fahrt von Mikołajki nach Giżycko auch nur die Verbindungen genannt, die die Busfor-App aufführt. Sicherer ist immer, direkt an den Bushaltestellen vorbeizuschauen. Die Fahrpläne ändern sich immer schnell und die Aushänge sind am vertrauenswürdigsten.

Für Bahnverbindungen empfehle ich die KOLEOApp, bei er man für einige Strecken auch Fahrkarten direkt in der App buchen kann.

So sieht es da oft aus

Essen & Trinken

Spiżarnia Restauracja
Sehr gutes Gulasch.
Plac Handlowy 14, Mikołajki

Tawerna Żagiel
Super für Fans von langsamem Service, lauwarmen Pommes und mediokren Veggieburgern.
Kowalska 3, Mikołajki

Auch eine gute Idee: Hausbooturlaub

Unterkunft 

Prohibicja Peter’s Pub (*)
Ein paar einfache Zimmer über einem Pub-Restaurant. Hin und wieder Live-Musik, aber zur Schlafenszeit ist hier auch Ruhe. Sehr gute Lage, gutes Frühstück inklusive.
Plac Handlowy 13, Mikołajki

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