Halbtagesausflug zum Weltkulturerbe in Mzcheta

Mzcheta (oder auch Mtskheta) ist ein kleines Städtchen 20 Kilometer nördlich von Tiflis (Tbilisi) – und vor allem berühmt für seine Kirchen und Klöster. Einige davon sind sogar ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen worden. Grund genug also, von Tiflis aus einen kleinen Ausflug zu unternehmen.

Kathedrale hinter Souvenirs versteckt
Kathedrale hinter Souvenirs versteckt

Was gibt es in Mzcheta zu sehen?

Mzcheta hat weit noch weit mehr an Sakralbauten zu bieten als die Swetizchoweli-Kathedrale, die kleine Kirche Mtskheta Antioch und das Kloster Samtarowo, die ich mir dort angeschaut habe. Aber ich bringe immer nur ein gewisses Maß an Lust auf Kirchen auf – nach einer Weile sehen dann doch alle Kirchen gleich aus und ich muss wieder etwas anderes sehen.

Die Vielzahl an Kirchen in Mzcheta hängt damit zusammen, dass der Ort bis zum 6. Jahrhundert die Hauptstadt Georgiens war und der georgische König genau hier im schon im Jahr 327 das Christentum angenommen hat.

Und wenn man den Georgiern dabei zuschaut, mit welchem Ernst sie gerade die Kathedrale betreten, spürt man die noch immer (oder nach den Sowjetzeiten wieder) hohe Bedeutung des Glaubens im Alltag.

Goldener Fuß auf Samt hinter Glas
Reliquie des Heiligen Andreas in der Kathedrale

Die Swetizchoweli-Kathedrale

Die Mythen rund um Kirchen und Reliquien betrachte ich ja immer mit einem gewissen Amüsement.

Der Name der Swetizchoweli-Kathedrale bedeutet: Kathedrale der lebensspendenden Säule. Der Legende nach hat sich ein georgischer Jude aus Mzcheta auf den Weg nach Jerusalem gemacht, um im Prozess gegen Jesus zu dessen Gunsten auszusagen.

Wie er auf die Idee gekommen ist? Keine Ahnung.

Warum ausgerechnet dieser Mann aus Mzcheta? Ich weiß es doch auch nicht.

Ist das nicht ein ziemlich weiter Weg nach Jerusalem?

Ja. Mit dem Auto sind das heute etwa 1.900 Kilometer – kein Wunder, dass der Mann namens Elias zu spät gekommen ist und nur noch die Kreuzigung miterlebt haben soll. Jedenfalls hat er dann einem römischen Soldaten das Gewandt Jesu abgekauft und mit nach Mzcheta gebracht. Seine Schwester hat sich an das Tuch geklammert, ist sofort gestorben und wurde mit dem Tuch, das sich nicht mehr aus ihrer Umklammerung lösen ließ, beerdigt.

Eingang der Swetizchoweli-Kathedrale
Eingang der Swetizchoweli-Kathedrale

Wirre Geschichte? Es geht ja noch weiter. Auf dem Grab von Elias Schwester ist dann eine Zeder gewachsen (warum auch immer). Die Heilige Nino hat dann ungefähr dreihundert Jahre später beschlossen, dass diese Zeder für eine Säule eines Kirchenbaus verwendet werden sollte. Mit Hilfe eines Engels und viel beten klappte das dann auch und die Zedernsäule produzierte schließlich noch eine Flüssigkeit, die Krankheiten heilen konnte.

Gutes Storytelling war in der georgisch-orthodoxen Kirche offensichtlich schon früh ein Thema.

Blick an die Decke in einem Nebengewölbe
Mauerwerk aus dem 11. Jahrhundert?

Die heutige Kathedrale stammt natürlich nicht aus dem 4., sondern „erst“ aus dem 11. Jahrhundert. An der einen oder anderen Stelle meint man noch das ursprüngliche Mauerwerk zu erkennen, auch wenn das Gebäude in den Jahrhunderten immer wieder erneuert oder nach Erdbeben teilweise wieder aufgebaut werden musste.

Blick in den Altarraum der Kathedrale
Beindruckende Höhe für eine Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert

Absolut beeindruckend ist die Höhe der Kreuzkuppelkirche – da muss sich die Kathedrale nicht vor Kirchenbauten aus späteren Jahrhunderten in Mitteleuropa verstecken.

Die Wände sind mit zahlreichen Fresken bemalt, die zum Teil kaum noch erkennbar sind, aber eh nicht mehr die Originale aus dem 13. Jahrhundert sind. Als der russische Zar Nikolaus I. 1830 mal zu Besuch kam, wurden die Fresken allesamt übermalt. Auch die Ikonen, die in der Kathedrale hängen, sind nur Kopien, während die Originale in Museen ausgestellt werden.

Aber all das ist egal, wenn man in der Kathedrale steht: Der Bau selbst macht schon einen ziemlichen Eindruck und die Sakralkunst wirkt auch als Kopie oder Imitat noch. Vielleicht spielen der Weihrauch und die brennenden Kerzen auch eine Rolle, aber die Kathedrale macht schon was her und ist einen Besuch wert.

Die Kirche Mtskheta Antioch

Neben der Swetizchoweli-Kathedrale müssen alle anderen Kirchen in Mzcheta natürlich etwas verblassen. Die kleine Kirche Mtskheta Antioch kann aber trotzdem überzeugen.

Der Innenraum ist fast schon intim klein, punktet aber für den Atheisten mit schönen Deckengemälden, die zumindest den Eindruck vermitteln, Originale zu sein.

Seitenansicht der Kapelle Mtskheta Antioch, im Hintergrund auf einem Berg das Dschwari-Kloster
Die Kirche Mtskheta Antioch

Im Vorraum sind die Gemälde an der Decke mit Motiven aus der Bibel etwas farbenfroher und offensichtlich nochmal nachgemalt.

Das Samtarowo-Kloster

In etwa zur gleichen Zeit wie die Kathedrale wurde auch die Kirche des Nonnenklosters Samtarowo im 11. Jahrhundert gebaut. Diese Kirche hat mir aus irgendeinem Grund sogar besser gefallen als die Kathedrale. Vielleicht war es die Lage auf einem kleinen Hügel in der Stadt oder einfach die kompaktere Klosteranlage.

Außenansicht des Samtarowo-Klosters in Mzecheta
Das Samtarowo-Kloster in Mzecheta

Jede Menge Ikonen und Fresken hat natürlich auch die Klosterkirche zu bieten.

Und während es für mich wieder nur eine Kirche ist, scheint sie für die Gläubigen eine ganz besondere Bedeutung zu haben: Da werden die Füße des Heiligen an der Kirchentür oder das Mauerwerk geküsst und im Inneren sieht man immer wieder Menschen tief in ihre Gebetbücher vertieft.

Das Dschwari-Kloster

Die Klosterkirche Dschwari (oder auch Jvari) liegt zwar in Sichtweite von Mzcheta auf einem Hügel auf dem anderen Flussufer, ist aber zu Fuß nicht erreichbar. Mit dem Auto sind es etwa 13 Kilometer bis dorthin – die dafür nötige Taxifahrt habe ich mir gespart und das Kloster auf dem Berg nur aus der Ferne betrachtet.

Für einen gläubigen Georgier ist diese Ignoranz wahrscheinlich völlig unverständlich, schließlich gilt diese Kirche als besonders heilig, da sie angeblich auf dem Kreuz gebaut wurde, das die Heilige Nino (die das Christentum nach Georgien brachte) hier errichtet haben soll.

Kloster auf dem Berg, Fluss mit Autoreifen im Vordergrund
Die Ansicht des Dschwari-Klosters ist nicht immer schön

Fazit: Lohnt sich ein Besuch in Mzcheta?

Ich glaube, Mzcheta profitiert sehr stark von der geographischen Nähe zu Tiflis. Wenn die Anreise (s.u.) nicht so einfach wäre, würden die Stadt und ihre Kirchen deutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten.

Wenn man Zeit hat, kann man sich den halbtägigen Ausflug nach Mzcheta ruhig gönnen. Wenn man wenig Zeit in Georgien hat, würde ich eher empfehlen, darauf zu verzichten.

Wie kommt man mit dem Bus nach Mzcheta?

Mit Kleinbussen, den sogenannten Marshrutkas, kommt man ca. alle 15 Minuten vom Busbahnhof Didube (an der gleichnamigen Metro-Station) nach Mzcheta. Die Fahrt dauert 30 Minuten und kostet zwei Lari (ca. 0,72 Euro).

In Mzcheta sollte man sich in der Nähe der Kathedrale absetzen lassen, da der Busbahnhof etwa zwei Kilometer weiter in einem neueren Stadtteil liegt. An der Hauptstraße unterhalb des Samtarowo-Klosters ist eine Bushaltestelle, dort kann man dann für die Rückfahrt nach Tiflis problemlos eine Marshrutka anhalten.

Weiße Mercedes Sprinter-Busse stehen dicht beieinander
Am Didube Bus Terminal