Auf der Spur des Bieres

Eine Reise nach Tschechien wäre natürlich unvollkommen geblieben, wenn ich nicht wenigstens eine der für ihre Biere bekannten Städte besucht habe. Dabei habe ich mich gegen Budweis (tschechisch České Budějovice) und für Pilsen (tschechisch Plzeň) entschieden. Einfach so.

Für diejenigen, die sich mit der tschechischen Geographie nicht so richtig auskennen: Pilsen liegt etwa 95 Kilometer südwestlich von Prag.

Die Sehenswürdigkeiten von Pilsen

Ich war nur einen Nachmittag (und eine Nacht) in Pilsen – alle Sehenswürdigkeiten gesehen zu haben, maße ich mir also auch hier nicht an. Aber wenn ich den Stadtplan, den die Touristeninformation herausgibt, kritisch anschaue, gibt es vor allem zwei Highlights: Das Thema Bier (natürlich!) und den Marktplatz (wie so oft!).

Gebäude mit schönen Bemalungen in Pilsen
Irgendwo in Pilsen

Im Brauereimuseum

Das Brauereimuseum kann man ohne Führung, ausgerüstet mit einer kleinen Broschüre, besichtigen – zur Belohnung für den Theorieteil gibt es dann auch einen Bier-Gutschein, den man in verschiedenen Restaurants einlösen kann.

Das Museum beschäftigt sich natürlich (kurz) mit der Geschichte des Bieres ganz allgemein (beginnend mit den alten Ägyptern), zeigt aber auch auf Schautafeln und anhand von Ausstellungsstücken den Herstellungsprozesses des Bieres nach.

Blick auf drei Figuren, die typische Arbeiten von Böttchern erledigen
So könnte die Arbeit der Böttcher ausgesehen haben

Zu den Ausstellungsstücken gehören Werkzeuge von Mälzern, Brauern und Fassbindern oder eine Mälzerei und die Malzdarrefläche, auf der das feuchte Grünmalz mit heißer Luft getrocknet wurde.

Überrascht hat mich, dass schon im 18. Jahrhundert Chemiker die Qualität der Ausgangsstoffe und des Endproduktes in Laboren kontrollierten – unter anderem die Stammwürze.

Blick auf röstenden Malz
Das ist die Malzdarre

Bei den Fassbindern oder Böttchern habe ich gelernt, dass die Holzfässer innen mit Pech ausgegossen wurden, um bierdicht verschlossen zu werden. Bis heute beschäftigt die Pilsner Urquell Brauerei acht Böttcher, die sich um die Instandhaltung von Holzfässern in den Kellern der Brauerei kümmern.

Blick in eine nachgebaute Kneipe
So sahen die Kneipen der 1930er Jahre in Pilsen aus

Einen Einblick in den Bierkonsum der 1930er Jahre gibt im Brauereimuseum ein nachgebauter Schankraum eines Gasthauses. Außerdem gibt es unzählige Flaschen und Krüge, Bierdeckel und Kronenkorken und die Geschichte der Pilsener Brauereien zu entdecken.

Gutes Museum. Noch mehr Informationen zum Museum gibt es hier.

Führung durch die historischen Keller

Ich habe ja ein gewisses Faible für die Unterwelt. Gut, dass klingt etwas doppeldeutig, aber das lasse ich jetzt einfach so stehen.

In Pilsen gibt es jedenfalls die Möglichkeit, die historischen Keller in der Altstadt auf einer 60-minütigen Tour zu besichtigen. Die deutsche (um 11:40 Uhr) und englische Tour (um 12:00 Uhr) habe ich mit meiner Ankunft am Nachmittag (und durch eine frühe Weiterreise am nächsten Tag) verpasst.

Flaschen zum Trocknen auf Gestellt und Fass im Hintergrund
Sowas steht bestimmt auch in den Kellern

Leider habe ich auch erst hinterher erfahren, dass man mit Hilfe einer App auch an der häufiger stattfindenden tschechischen Tour hätte teilnehmen können. Ich hätte gerne das versprochene Labyrinth aus Gängen, Kellern und Brunnen gesehen, das seit dem 14. Jahrhundert unter der Stadt entstanden ist – häufig als Keller unter den eigentlichen Kellern.

Brauereiführung in Pilsen

Nach Voranmeldung kann man sich nicht nur im Museum mit der Historie des Bierbrauens beschäftigen, sondern an einer 80-minütigen Führung durch die Pilsner Urquell Brauerei teilnehmen. Hier erfolgt natürlich auch eine Verkostung des Endprodukts.

Hier gibt es die Buchungsmöglichkeit, Preise und Zeiten der Führungen.

Blick auf das halb im Schatten liegende Portal der Pilsner Urquell Brauerei in Pilsen
Eingangsportal zur Brauerei

Auf dem Marktplatz

Der Marktplatz ist hier der Platz der Republik (Náměstí Republiky). Und ich werde das Gefühl nicht los, dass jede Stadt behauptet, ihr Platz sei einer der größten in Europa. Pilsen macht da keine Ausnahme und gibt die Maße mit 139 mal 193 Metern an.

Blick über das Kopfsteinpflaster auf alte Häuser auf dem Platz der Republik in Pilsen
Ein weites Feld

Keine Frage, das ist groß. Also wurde in die Mitte noch die St-Bartholomäus-Kathedrale. Mit 102 Metern hat sie (Achtung: Superlativ!) den höchsten Kirchturm Tschechiens. Ich bin bis zur Aussichtsplattform (nicht ganz so weit oben, nur auf 62 Meter Höhe) hochgeklettert und kann diesen Aufstieg wegen des tollen Blicks auf den Platz und die Stadt nur empfehlen.

Blick auf die St-Bartholomäus-Kathedrale in Pilsen
Ganz klar: höchster Kirchturm Tschechiens

Außerdem gibt es auf dem Platz der Republik eine hübsche Pestsäule und drei goldene, sehr moderne Brunnen. Diese stehen an den Stellen, an denen früher (wahrscheinlich ihn Mittelalter oder so) andere Brunnen standen.

Pestsäule und Renaissance-Rathaus auf dem Platz der Republik in Pilsen
Pestsäule und Renaissance-Rathaus

Ein echtes Highlight ist ebenfalls auf dem Platz zu finden: das Pilsner Renaissance-Rathaus aus dem Jahr 1558 erbaut und mit Graffiti (nicht den neumodischen) verziert.

Lohnt sich ein Besuch in Pilsen?

Für alle, die ein Interesse an Bier haben, was über den Genuss des Getränks hinausgeht, ist Pilsen mit dem Brauereimuseum, der Möglichkeit von Brauerei- und Kellerbesichtigungen ein absolutes Muss. Für Gruppen ab 15 Personen kann man auch Bierzapf-Kurse buchen.

Leider habe ich auch das erst eben gerade gesehen, sonst hätte ich mir den Kurs schön noch von meinem zukünftigen Ex-Arbeitgeber als Fortbildung im Rahmen der Abfindung bezahlen lassen. Damit hätte ich wenigstens eine Qualifikation gehabt, die ich weltweit gewinnbringend hätte einsetzen können.

Teilansicht des Platzes der Republik vom Kirchturm aus
Teilansicht des Platzes der Republik

Für diejenigen, die mit Bier nichts am Hut haben, lohnt sich zumindest nein kurzer Abstecher auf der Durchreise. Der Platz der Republik ist wirklich sehenswert.

Restaurants & Cafés in Pilsen

Café Beseda
Altes Kaffeehaus mit sehr, sehr hohen und reich verzierten Decken. Frühstück nur bis 10:30 Uhr. Habe daher doch nicht mit dem Schreiben eines Romans begonnen, sondern mich mit einem Sandwich zufrieden gegeben.
Kopeckého sady 59/13, Pilsen 

Restaurace a vinárna U Mansfelda
Deftiges wie Schweinshaxe, Ente, Wildschwein – und dazu natürlich die lokalen Biere in einem klassischen Wirtshaus. Kann das Wildschweingulasch mit Klößen und Meerrettich empfehlen.
Dřevěná 9, Pilsen

Rathaus in Pilsen aus der Luft
Das Rathaus von oben

Unterkunft in Pilsen

Hotel Plzeň (*)
Zimmer sind state-of-the-art, aber günstig. Die Trenntür im Zimmer zum Flur & Bad sollte man morgens geschlossen halten, ansonsten ziehen Speckgerüche vom Frühstück ins Zimmer. Ansonsten große Empfehlung.
Budilova 15, Pilsen

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