Viel zu schön für einen Beitrag

Ich habe es neulich schon angekündigt: Meine Top 10 Highlights von Prag teile ich auf zwei Beiträge auf – und um die Spannung hochzuhalten, gibt es diesmal einen Countdown.

Wobei Prag natürlich viel mehr zu bieten hat als diese zehn Sehenswürdigkeiten. Es ist eine dieser Städte, in denen man nichts falsch machen kann. Daher sollte man sich einfach die Zeit nehmen, ziellos durch die Straßen und Gassen zu laufen und sich einfach treiben lassen. Es gibt immer was zu sehen.

Blick in eine Straßenkurve mit Kopfsteinpflaster und hübschen Häusern
So sieht’s im Viertel Kleinseite aus

Neben der Altstadt und den hier erwähnten Stadtteilen haben es mir auch Vinohrady, mit seiner an Paris und Barcelona erinnernden Architektur und die Kleinseite (Malá Strana) besonders angetan.

Und das Meiste schafft man in Prag auch gut zu Fuß – nur für die Fahrt hoch zur Burg habe ich einmal die Straßenbahn genutzt, ansonsten bin ich alle Strecken gelaufen.

Doch nun zu den Plätzen zehn bis sechs.

Top 10
Sexmaschinen-Museum

Ja, ich weiß, dass das ein ganz billiger Trick zum Einstieg ist – aber voilà, ich habe Eure Aufmerksamkeit.

Was man in diesem Museum zu sehen bekommt, dürfte klar sein. Allerlei Erfindungen aus verschiedenen Jahrhunderten, die zu befriedigenden Ergebnissen führen sollten. 

BIKE BILD hatte in seiner ersten Ausgabe ein Bilderquiz: Sexspielzeug oder Fahrradwerkzeug? Daran fühlte ich mich in diesem Museum mitunter erinnert. Einiges sah eher nach Küchengerät oder Werkstattinventar, denn nach Spaß aus.

Bei den Fotos habe ich hier natürlich auf jugendfreie Ausschnitte geachtet. Für diesen Museumsbesuch muss man auch mindestens 18 Jahre alt sein. 

Oberer Teilt er Spazierstöcke in einer Vitrine
Urinier-Spazierstock – nach Nutzung bestimmt nicht unproblematisch

Mein Lieblingsausstellungsstück hatte allerdings nichts mit Sex zu tun: Ein Urinier-Spazierstock aus Japan, mit dem die Herren im Falles einer Notlage nicht erst mehrere Kleidungsstücke ausziehen mussten, sondern einfach den oberen „Einfüllstutzen“ nutzen konnten.

Top 9
Franz Kafka-Museum

Brunnen vor dem Museum
Urinierende Figuren vor dem Kafka-Museum

Wie schaffe ich jetzt am besten eine Überleitung von Sexmaschinen zu einem promovierten Juristen, Versicherungsangestellten („Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen in Prag“) und Feierabend-Schriftsteller? Vielleicht so: Kafkas Werk war oft verstörender, als die im oben genannten Museum ausgestellten Exponate.

Dargestellt werden im Museum das Leben und Werk Franz Kafkas, aber auch seine Verbindung zu Prag, der Stadt, die er – abgesehen von längeren Sanatoriumsaufenthalten – nie verlassen konnte. So erfährt man viel über seinen Lebenslauf (natürlich steht dabei auch sein schweieriges Verhältnis zu seinem Vater im Mittelpunkt), seine Familie, sein Verhältnis zu verschiedenen Frauen und seine Arbeit bei der Versicherung. Letztere hat er gehasst, zu den interessantesten Ausstellungsstücken gehören Briefe, an den „löblichen Vorstand“ der Versicherung, in denen er wortgewandt und sehr, sehr förmlich darlegte, warum man ihm eine Gehaltserhöhung gewähren sollte.

Top 8
KGB-Museum

Außenansicht des KGB-Museums
„Just facts“ – nun ja.

Das KGB-Museum ist ein bizarres, kleines Museum mit einem ebensolchen Besitzer, der eigenen Angaben zu Folge Russe ist und insinuiert, selbst beim KGB gewesen zu sein – ich habe mich nicht getraut, nachzufragen… 

Messer in der Hand
Ich durfte es auch mal halten

Er hat aber definitiv ein Faible für den ersten Geheimdienstchef Feliks Dzierżyński, Dolche und ihre Anwendung, erzählt aber auch gerne zu seinen Ausstellungsstücken. Darunter sind jede Menge Schusswaffen, Spionagekameras und Propaganda.

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem KGB sollte man hier nicht unbedingt erwarten. 

Top 7
Žižkov & Fernsehturm

Fernsehturm hinter Wohngebäuden
Ein gewöhnungsbedürftiger Anblick

Žižkov war früher das Arbeiterviertel von Prag und machte auf mich einens ehr sympathischen Eindruck. Grund meines Umherstreifens in diesem Virtel war der insgesamt 216 Meter hohe Fernsehturm Žižkovská televizní.

Er ist schon öfter in Listen der hässlichsten Gebäude der Welt aufgetaucht – das bestätigt meinen ersten, spontanen Eindruck. Nach einer Weile des Betrachtens bin ich aber zu dem Ergebnis gekommen, dass der Prager Fernsehturm nicht hässlich, sondern nur visuell herausfordernd ist.

Er besteht aus drei stahlummantelten Betonsäulen, an denen die Aussichts-, Restaurant- und Technikplattformen quasi aufgehängt sind, was dem Turm ein etwas rakenförmiges Aussehen gibt. 

Blick von unten am Turm hinauf
Turm mit Risenbabys

Überrascht war ich, dass der Baubeginn erst 1985 und die Fertigstellung 1992 war – ich hätte den Turm eher in den 60er- und 70er Jahren verortet.

Seit dem Jahr 2000 klettern 3,50 Meter lange und 2,60 Meter hohe Babies am Turm hoch und herum. Sie sind das Werk des tschechischen Bildhauers David Černý und lassen den Betrachter noch verstörter zurück.

Top 6
Lucerna-Passage

Blick in die Lucerna-Passage mit dem über Kopf hängenden Pferd
Da hängt ein Pferd überm Flur

Die Lucerna-Passage geht vom Wenzelsplatz ab und ist Teil des siebenstöckigen Lucerna-Palais mit Geschäftsräumen, Kino, einem großen Veranstaltungssaal und einer Gallerie. Die Passage selbst ist etwas heruntergekommen und die Geschäfte machen nicht den einladendsten Eindruck, aber das Café im ersten Stock lohnt sich, da sich hier – ebenso wie in der Passage – noch viele originale Jugendstil-Elemente finden lassen. Ein bisschen kann man in der Passage noch den Glanz der 20er Jahre erahnen.

Bauherr war übrigens Vácslav Havel, der Großvater des Schriftstellers und ersten tschechischen Präsidenten Václav Havel. Dessen Familie gehört wohl noch immer ein Teil des Gebäudekomplexes.

In der Passage trifft man auch wieder auf ein Werk von David Černý: Er persifliert hier vermutlich die Reiterstatue auf dem Wenzelsplatz, da der heilige Wenzel hier auf einem kopfüber von der Decke hängenden Pferd reitet. 

Fortsetzung folgt…

Im Hintergrund ein Museumsgebäude, im Vordergrund ein Café in einem ehemaligen Straßenbahnwaggon
Auf dem Wenzelsplatz