Ein verregneter Tag in der Hauptstadt

Auf den Färöer hilft es, flexibel zu sein und seine Reiseroute spontan dem Wetterbericht anzupassen. Das musste ich auch am dritten Tag auf den Inseln machen. Da überall Regen vorausgesagt war, habe ich mich dafür entschieden, in die Hauptstadt Tórshavn zu fahren – zur Not kann man hier auch den ganzen Tag in Museen und Cafés verbringen, dachte ich mir.

Die Fahrt von Miðvágur nach Tórshavn war dann schon eine Testfahrt für die Scheibenwischer, vor Ort gab es dann aber auch regenfreie Momente. Die tiefhängenden Wolken waren aber ein ständiger Begleiter – weshalb ich dann doch mehr Kaffee getrunken habe als sonst.

Blick auf Fischerboote und Häuser im Hintergrund

Das Schöne an Tórshavn ist, dass die Stadt sich, auch wenn sie mit etwa 12.400 Einwohnern (knapp ein Viertel der Gesamtbevölkerung der Färöer) im Rest Europas kaum beachtet würde, doch eine richtige städtische Infrastruktur hat. Während man in anderen Orten der Färöer Cafés mit Hilfe von Google Maps suchen muss, kann man hier – zumindest in der Innenstadt – auch mal so loslaufen und nette Einkehrmöglichkeiten finden.

Flagge der Färöer im Wind
Die Flagge der Färöer

Halbinsel Tinganes

Das Highlight der Innenstadt ist die Halbinsel Tinganes (dt.: „Thing-Landzunge“) direkt am Hafen. Wie der deutsche Name schon verrät, war hier früher der Thing-Platz, also der Ort, an dem sich die Wikinger (ungefähr ab dem Jahr 900) einmal im Jahr zu Gerichts- und gesetztgebenden Versammlungen trafen.

Weitere Holzhäuser
Dörfliche Atmosphäre auf Tinganes

Heute stehen hier hübsche alte Holzhäuschen. Es ist quasi die Altstadt von Tórshavn. Und da die Färöer ja doch recht klein sind und die Regierung keine riesigen Paläste braucht, steht man hier auch plötzlich auf dem Kopfsteinpflaster vor den Häusern mit dem Büro des Premierministers oder dem Finanzministerium. Auch sichtbare Sicherheitsvorkehrungen gibt es hier nicht – da merkt man, dass die Färöer doch nicht mehr Einwohner haben als Bad Kreuznach, Emden oder Passau.

Blick auf Häuser in der Altstadt
Hier arbeitet Premierminister Aksel Johannesen

Festung Skansin

Direkt am Osthafen liegt die ehemalige Festung Skansin. Sie wurde in der jetzigen Form erst 1865 gebaut und während des Zweiten Weltkriegs, als die Insel aus strategischen Gründen von England besetzt war, als Hauptquartier der britischen Armee genutzt.

Da stehen ein paar Kanonen und ein Leuchtturm herum und man kann sich den Wind um die Nase wehen lassen. Muss man nicht unbedingt gesehen haben.

Leuchtturm in rot und weiß
Leuchtturm in der Festung

Das Nationalmuseum der Färöer

Im Vorort Hoyvík befindet sich das Nationalmuseum der Färöer. Es besteht aus dem eigentlichen Museum sowie einem Freilandmuseum mit alten Bauernhäuser ein paar hundert Meter entfernt.

Kleine schwarze Holzhäuser mit Grasdächern
Im Freilichtmuseum

Die Bauernhäuser sahen von außen aus, wie Färöische Häuser eben aussehen: schwarze Holzhäuser mit Grasdächern. Innen war es angenehm warm und die Einrichtung erinnerte mich sehr an die Bauernhäuser auf Amrum.

Das Museum bietet das, was man von einem Nationalmuseum erwarten kann: Einen Abriss der Besiedelung der Färöer seit dem 9. Jahrhundert durch unternehmungslustige Norweger, eine Einführung in die Geologie der Inselgruppe sowie Informationen zur Bedeutung der Fischerei.

Hinzu kommt noch ein bisschen Natur (ausgestopfte Tiere und so), archäologische Funde (langweilig!) und etwas färöische Kirchengeschichte.

Für mich persönlich also wirklich ein Museum für Regentage.

Blick in eine Vitrine im Nationalmuseum
Im Museum: Typische Kleidung der Fischer von früher

Das Haus des Nordens (Norðurlandahúsið)

Das Haus des Nordens ist ein 1983 eröffnetes Kulturhaus mit verschiedenen Veranstaltungsräumen. Das Gebäude mit seinem leichten, offenen Design mit viel Holz und Glas (die Materialien stammen auch aus den verschiedenen skandinavischen Ländern) dient der Förderung der färöischen und skandinavischen Kultur.

Hier finden auch regelmäßig Ausstellungen statt. Nur nicht, als ich da war. Also habe ich mir Kaffee und Kuchen im Café gegönnt und den Ausblick auf das verregnete Tórshavn genossen.

Gebäude mit Grasdach und großen Fensterfronten
Das Haus des Nordens

Svartafoss

Fußläufig vom Nationalmuseum und dem Freilandmuseum entfernt befindet sich noch ein kleiner Wasserfall in einem kleinen Naturschutzgebiet: der Svartafoss. Bei Google ist er als Sehenswürdigkeit mit 4,5 von 5 Sternen gelistet, also habe ich mich auf den Weg dorthin begeben.

Ja, es ist ein Wasserfall. Aber die 4,5 Sterne sind eher ein verzweifeltes Zeichen dafür, dass Tórshavn nicht so wahnsinnig viele Sehenswürdigkeiten hat.

Wasserfall und Bach
Der Svartafoss

Lohnt sich ein Besuch in Tórshavn?

Tórshavn ist ein nettes Städtchen, das sich für die eine oder andere Übernachtung anbietet. Man findet hier alles, was man auf Reisen vielleicht mal einkaufen müsste.

Es ist aber eben auch „nur“ eine Kleinstadt mit einer überschaubaren Anzahl von Sehenswürdigkeiten. So wahnsinnig viel Zeit muss man hier also nicht verbringen.

Schwarze Holzhäuser mit Grasdächern und in einem Fall roten Fenstern
Wohnhäuser auf der Altstadt-Halbinsel