Zum ersten Mal an der Algarve

Da ich für meine Reise durch Andalusien und Portugal nur drei Wochen Zeit hatte, blieb mir für die Algarve als Station zwischen Sevilla und Lissabon leider nur zwei Nächte – und für die hatte ich mir das 26.000-Einwohner-Städtchen Tavira ausgesucht.

Der Lonely Planet, den ich diesmal in der äußerst unhandlichen digitalen Form auf dem Smartphone dabei hatte, versprach eine der „most charming“ Städte der Algarve. Darauf habe ich vertraut und wurde nicht enttäuscht.

Eine Art Grenzstein in den Dünen
Irgendwo am Strand bei Tavira

Welche Sehenswürdigkeiten gibt es in Tavira?

Tavira hat eine lange, bewegte Geschichte hinter sich. Nahe des heutigen Ortsteils Santa Luzia gab es schon zu Zeiten der Phönizier, Karthager und Römer eine Siedlung. Im 8. Jahrhundert wurde die Stadt von den Mauren erobert, die die Grundmauern des Kastells aus dem 16. Jahrhundert hinterließen.

Als Knotenpunkt des Handels mit Marokko und Nordeuropa mit gesalzenem Fisch, Mandeln, Feigen und Wein wurde Tavira um 1520 zur größten Siedlung an der Algarve, ehe mit Versandung des Rio Gilão im 16. Jahrhundert der Niedergang einsetzte. Die Pest im 17. und ein Erdbeben im 18. Jahrhundert taten ihr Übriges. Aber jetzt gibt es ja den Tourismus.

Sehenswürdigkeiten in der Altstadt

Tavira bietet ein paar Sehenswürdigkeiten, die man mit einem Spaziergang schnell besichtigen kann. Zum Beispiel das schon erwähnte Kastell, das zwar nur noch eine Ruine ist, aber immerhin für einen Blick über die Altstadt gut ist.

Blick über eine Burgmauer auf die Doppeltürme einer Kirche
Kastell und Kirche Santa Maria de Castelo

Direkt daneben liegt – der Name verrät es schon – die Kirche Santa Maria de Castelo, ein eigentlich gotischer Bau, der nach dem Erdbeben von 1755 allerdings im neoklassizistischen Stil wiederaufgebaut wurde. Der alte, 100 Meter hohe Wasserturm nebenan wurde inzwischen mit einer Camera Obscura (und einer Ausstellung zur Geschichte Taviras) auch für den Tourismus erschlossen.

Die Ponte Romana, die sogenannte Römische Brücke, verbindet die Praça de República (perfektes Stop für ein spätes Frühstück!) mit dem östlichen Teil der Altstadt. Die Brücke selbst mit ihren sieben Bögen ist zwar ganz hübsch (siehe Beitragstitelbild oben), stammt aber gar nicht aus Zeiten der römischen Besiedelung, sondern dem Jahr 1655 und wurde nach dem Erdbeben 1870 wieder aufgebaut.

Zweistöckiges Haus mit blauen Türen und Balkonen, gekachelt
Typisch Tavira: Mit Kacheln verzierte Häuser

Die eigentliche Attraktion von Tavira sind die malerischen Gassen mit ihren mit Kacheln geschmückten Häuserfassaden. Insbesondere auf der Ostseite des Rio Gilão lohnt es sich, einfach so durch die Straßen zu schlendern.

Strandspaziergang an der Praia Ilha de Tavira

Neben den schönen Gassen ist der Strand das zweite große Highlight Taviras. Auf der Ilha de Tavira, die eigentlich keine Insel, sondern eine seit Jahrhunderten bewachsene Sandbank ist, kann man kilometerlang durch den weißen Quitschesand am Strand entlanglaufen.

Hin kommt man mit einer Fähre, die im Winter sechsmal täglich – im Sommer natürlich häufiger – in der Innenstadt von Tavira (Largo José Pires Patina 172) abfährt. Für nur 1,30 Euro (hin und zurück 2,20 Euro) bekommt man so eine kleine Flusskreuzfahrt und Einblicke in die Ria Formosa Lagune, die zu einem von Portugals sieben Naturwundern gewählt wurde.

Nahe der Anlagestelle gibt es auch die nötige touristische Infrastruktur mit Toiletten und ein paar Strandbars, ein paar hundert Meter weiter beginnt dann allerdings die Einsamkeit und man kann sich den Wind ungestört um die Nase wehen lassen.

Selfie des Autors
Algarve, 20 Grad – die Frisur sitzt

Die Wanderung am Strand entlang kann ich nur empfehlen. Nach etwa fünf Kilometern stößt man dann auf den Ankerfriedhof (Cemitério das âncoras), auf dem Anker ihre letzte Ruhestätte finden und schön in Reih und Glied in den Dünen liegen.

Diese Anker erinnern an die Vergangenheit der Ilha de Tavira als Fischerdorf. Von 1841 bis 1967 lebten hier etwa 80 Familien, die zwischen April und September auf Thunfischfang aus waren. Die bis zu 3 Meter langen und 600 Kilogramm schweren Blauflossen-Thunfische emigrierten dann immer zum Laichen vom Atlantik ins Mittelmeer. Und die Fischer nutzten das mit einer Fangtechnik namens Almadraba aus, die schon die Phönizier praktizierten.

Aus Holzrahmen und Tonnen wurden Labyrinthe gebaut, die von den Ankern in Position gehalten wurden und in denen sich die schweren Thunfische verfangen sollten, um dann an den Flossen gepackt und in die Boote gezerrt zu werden.

Vom Strand wurde der Fang dann auf einer etwa ein Kilometer langen Schmalspurbahn nach Pedras d’El Rei aufs Festland gebracht. Den Thunfischfang gibt es in dieser Form nicht mehr, die Schmalspurbahn ist aber geblieben und so können jetzt Touristen von der Praia do Barril in der kleinen Bahn (Tickets kosten 1,60 Euro) mitfahren.

Schienen der Schmalspurbahn und ein abgestellter Zug der Bahn
Bahnfahrt für das Kind in mir

Von Pedras d’El Rei sind es nur ein paar Hundert Meter nach Santa Luzia, das für seine Tintenfisch-Restaurants berühmt ist – also für mich eigentlich absolut uninteressant war. Aber man kann hier schön an der Lagune spazieren gehen und entweder mit dem Bus nach Tavira fahren oder die etwa vier Kilometer zu Fuß zurücklegen.

Fazit: Lohnt sich ein Besuch in Tavira?

Wahrscheinlich ist Tavira im Sommer viel hektischer und touristischer – im Winter jedenfalls strahlt der Ort eine unglaubliche Entspanntheit aus. Die Einheimischen gehen ihrem Alltagsleben nach und die Touristen verteilen sich gut und fallen nur in den Restaurants und Cafés auf.

Tavira steht auf jeden Fall auf meiner Liste der Orte, die ich wieder besuchen werde. Dann allerdings mit dem Rad, um die Algarve ein wenig mehr kennenlernen zu können. Und vielleicht klappt es ja, schon im nächsten Winter ein paar Wochen von der Algarve aus zu arbeiten.

Blick über Kopfsteinpflaster und Unkraut auf ein paar heruntergekommene Häuser
Besondere Stimmung bei Nacht

Anreise nach Tavira

Tavira lässt sich gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen.

Mit der Bahn ist man in etwa 35 Minuten in Faro. Dort gibt es Anschlussmöglichkeiten an die Züge Richtung Norden bis Lissabon (meist etwa 4:45 Stunden).

Nach Lissabon fahren aber auch Direktbusse verschiedener Anbieter (via Faro) nach Lissabon, die deutlich günstiger und nicht langsamer als die Bahn sind. Alsa fährt zudem (allerdings nicht unbedingt jeden Tag) in 2 Stunden (Zeitverschiebung zwischen Portugal und Spanien beachten!) von und nach Sevilla.

Häuserreihe mit gekachelten Fronten
Ein letzter Blick auf die Häuser von Tavira

Unterkunft in Tavira

Bea’s Bed & Breakfast (*)

Sehr empfehlen kann ich in Tavira Bea’s Bed & Breakfast, das mitten in Tavira nur wenige Minuten Fußweg von der Busstation entfernt liegt. Hübsche Zimmer mit Bad zu fairen Preisen.