Kurztrip statt Inselhopping

Es gibt ja so ein paar Reisedestinationen, die ich noch nie besucht habe: Sylt oder Mallorca beispielsweise. Aber zumindest bei ein paar deutschen Tourismus-Highlights habe ich in den letzten zwei Jahren doch mal vorbeigeschaut. Die Sächsische Schweiz hat mich begeistert, Amrum war großartig und auch an der Schlei ist es wunderschön.

Da ich außerdem ein großer Inselhopping-Fan bin, hatte ich mir in den Kopf gesetzt, mal die Ostfriesischen Inseln von West nach Ost zu bereisen und auf jeder zwei Nächte zu verbringen. Bei näherer Betrachtung hat sich daran herausgestellt, dass die Inseln offenbar lieber für sich sein wollen. Fährverbindungen zwischen den Inseln gibt es jedenfalls nicht, da muss man immer zurück zum Festland und dort meist noch von einem Fährhafen zum nächsten fahren.

Pfahl mit Beschriftungen
Auf Borkum befindet sich auch der nordwestlichste Punkt Deutschlands

Das ist mit teilweise gezeitenabhängigen Fähren zwar kniffelig, wäre aber machbar gewesen. Was ich allerdings noch nicht berücksichtigt hatte – als ich schon mehrere Fähren gebucht hatte – war, dass ich ja auch noch bezahlbare Unterkünfte brauchte. Daran scheiterte dann die lange Ostfriesische Inseln-Reise und ich bin nur bis Juist gekommen…

Aber zumindest Borkum konnte ich wie geplant einen 2-Tages-Besuch abstatten – was man da alles zu Anreise wissen und beachten muss, steht hier (inklusive einer Übernachtungs-Empfehlung).

Blauer Strandkorb bei Sonnenuntergang
Abendstimmung am Strand von Borkum

Was sind die Sehenswürdigkeiten von Borkum?

Mit der Kleinbahn in die Stadt

Eine der ersten Sehenswürdigkeiten von Borkum besteigt man als Nicht-Autofahrer gleich am Fähranleger: die Kleinbahn, die die etwa sieben Kilometer lange Strecke bis in die Stadt fährt und dort mehr oder weniger mitten auf der Straße hält.

Strandpromenade

Das Highlight von Borkum ist die Strandpromenade. Erste Badegäste haben schon um 1850 nach Borkum gefunden. Um 1900 entstanden dann die ersten prachtvollen Hotelbauten an der Promenade, die heute noch zu sehen sind. Um die Kurgäste vor dem Wind, dem Regen und zu viel Sonne zu schützen, entstand zwischen 1911 und 1919 eine Wandelhalle mit Lese- und Spielsalons (sowie – Luxus! – Wasserklosetts in den Treppenaufgängen) auf zunächst 180 Metern Länge sowie ein Musikpavillon.

Der Musikpavillon an der Strandpromenade Borkum
Der Musikpavillon an der Strandpromenade

Zum „Wandeln“ lädt die Wandelhalle heute nicht mehr ein, da hier zumeist Restaurants untergebracht sind, an einer Stelle ist aber eine kleine Ladenpassage untergebracht, von der aus man erahnen kann, wie früher der Blick von hier auf Strand und Meer ausgesehen haben.

Direkt vor der Strandpromenade kann man den Tag in Strandkörben und den etwas günstigeren – für Borkum typischen – kleinen Strandzelten verbringen und den Blick auf Strand, Ebbe und Flut sowie die vorgelagerte Sandbank genießen.

Strandzelt mit Möwe auf dem Dach, im Hintergrund weitere Strandzelte und Strandkörbe am Strand
Strandzelt mit Aufpasser

Die Leuchttürme & das Altdorf

Borkum geizt nicht mit Leuchttürmen. Mitten in der Stadt steht der Neue (oder auch Große) Leuchtturm mitten in der Stadt auf einem Platz, dessen sandigen Grund auch zahlreiche Nagetiere für sich entdeckt haben. Der 60 Meter hohe Turm aus Backstein wurde 1879 in nur sechs Monaten gebaut, nachdem der Alte Leuchtturm zum Teil ausgebrannt war.

Backstein-Leuchtturm auf grüner Wiese
Der Neue Leuchtturm

Bis heute wird der Leuchtturm zur Orientierung der Schiffe in der Außenems benötigt – und inzwischen von Emden aus ferngesteuert. Im Sommer ist der Turm täglich (außer mittwochs) für Besucher geöffnet, aus 60 Meter Höhe (308 Stufen) hat man einen guten Blick über die Insel.

Blick durch ein Schutzgitter auf die Stadt und den Strand
Ausblick vom Neuen Leuchtturm

Den ausgebrannten Leuchtturm gibt es übrigens immer noch – es ist der sogenannte Alte Leuchtturm. Mit einer Höhe von 42 Metern steht er fast schon unauffällig im Altdorf von Borkum. Er diente nach seinem Bau 1576 zugleich als Kirchturm einer nicht mehr bestehenden Kirche genutzt. Anfangs wurde dabei tatsächlich noch ein offenes Steinkohle-Feuer genutzt. Später wurden dann Öllampen und Parabolspiegel eingebaut. Nach dem verheerenden Brand 1879 wurde der Alte Leuchtturm nicht weiter für die Schifffahrt genutzt.

Direkt neben dem Alten Leuchtturm findet sich der kleine Walfänger-Friedhof, der ebenso wie wie die Gartenzäune aus Walknochen bei ein paar Häusern in der Umgebung an die große Zeit Borkums als Heimat von Walfängern erinnert – mehr dazu erfährt man im Heimatmuseum Dykhus oder bei einem virtuellen Rundgang durch das Museum.

Ein kleiner Spaziergang am Strand entlang Richtung Süden führt dann zum neuesten Leuchtturm von Borkum – dem Elektrischen Leuchtturm in klassischer rot-weißer „Leuchtturm-Optik“.

Er ist allerdings seit ein paar Jahren nicht mehr in Betrieb, stammt aber immerhin auch schon aus dem Jahr 1890 und war zur Sicherung der Nachtschifffahrt in der Emsmündung von Bedeutung. Mit einer Höhe von 27 Metern ist er der kleinste der Borkumer Leuchttürme, aber dank seiner Position in den Süddünen das vielleicht schönste Fotomotiv.

Leuchtturm in klassischer rot-weißer Optik in den Dünen
Der Elektrische Leuchtturm

Das Ostland

Bis 1864 war Borkum geteilt: in ein West- und ein Ostland. Dazwischen war das Tüskendör, das „Zwischendurch“, ein Gebiet, das immer wieder überflutet wurde. Erst durch Deiche wuchs Borkum an dieser Stelle zusammen. Der Deichbau in den 1970er Jahren und die damit verbundene Sandentnahme schufen auch den Tüskendörsee, der nun ein Vogelparadies ist.

Vom Fahrrad- und Wanderweg gibt es immer wieder mal kleine Wege durch die Dünen zum Nordstrand, der an dieser Stelle wild und im Gegensatz zur Strandpromenade vor der Stadt Borkum nicht von den Massen belagert und von Strandkörben gesäumt ist.

Fußweg zum Strand durch die Dünen
Fußweg zum Strand durch die Dünen

Bei der Aussichtsdüne „Steerenk-Klipp“ gibt es einen größeren Parkplatz für Fahrräder und von einer Aussichtsplattform kann man sich einen Überblick über die Dünenlandschaft verschaffen. Beeindruckender ist allerdings, wenn man von hier aus noch einen kleinen Spaziergang zur Ostbake unternimmt, die für kleinere Boote als Orientierungspunkt an der Nord- und Ostküste Borkums dient.

Rings um die Bake ist eine leicht hügelige Dünenlandschaft, die mit kleinen Wäldchen und eher genügsamen Pflanzen wie Hagebutten, Sanddorn oder Brombeeren bewachsen sind. Mit etwas Glück laufen einem dort dann auch mal junge Rehe über den Weg. Hasen oder Kaninchen (ich kenne mich da ja nicht so aus) haben hier offenbar auch ihre Ruhe und graben sich ihre Höhlen.

An die Zeit von Borkum als „Seefestung“ von Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern hier auch noch ein paar verstreute Bunkerruinen in den Dünen. Heute wirken die Bunker hier in der unberührten Natur völlig deplatziert.

Wem eine Radtour ins Ostland nicht reicht, kann auch noch ganz ans Westende bis zum Landschaftsschutzgebiet Hooge Hörn laufen, ein knapp neun Kilometer langer Rundwanderweg führt hier entlang.

Gepflasterter Weg auf dem Deich
Der Seedeich zum Deichvorland am Wattenmeer

Fazit: Warum sollte man nach Borkum fahren?

Borkum ist Entspannung. Man kann ein bisschen mit dem Fahrrad über die Insel fahren, oder einfach nur durch Borkum Stadt und an der Stadtpromenade entlang spazieren – da kann man nicht viel falsch machen.

Mein Eindruck: Zumindest außerhalb der Ferien zieht Borkum ein eher älteres Publikum an. Ich habe dort das Durchschnittsalter wahrscheinlich deutlich nach unten gezogen. Möglicherweise hat Borkum auch die höchste Rollatordichte in Deutschland – das müsste ich nochmal recherchieren.

Und die höchste Hundedichte. Der Hundestrand scheint sich unter urlaubswilligen Vierbeinern jedenfalls herumgesprochen zu haben.

Ob man nun gleich wochenlang auf Borkum urlauben muss, sei dahingestellt – für einen Kurztrip oder einen Kurzurlaub zur Erholung kann ich die Insel jedenfalls voll und ganz empfehlen.

Holzbohlen am Strand Richtung Meer
Auf dem Weg ans Meer