Irgendwie bis an die Ostsee
Da sich bei 2-Jährigen die innere Uhr erst noch entwickeln muss, bin ich auf diese Etappe besonders früh gestartet. Wobei dies eine Etappe meiner Probewanderung von der ich gar nicht so genau wusste, wohin sie mich eigentlich führen würde.
Der Plan war einfach: Von Eutin bis Haffkrug an die Ostseeküste laufen und dann weiter bis zu einem Bahnhof, von dem aus ich nach Lübeck und dann weiter nach Hause fahren könnte. Bis Scharbeutz wären das gut 20 Kilometer gewesen, bis Timmendorfer Strand rund 24 Kilometer. Das schien mir am dritten Wandertag machbar.
Raus aus Eutin
Das erste Stück in Eutin war mit dem Schlossgarten morgens um halb acht einsam und schön. Der weitere Weg bis zum Örtchen Röbel dann eher monoton an der Hauptverkehrsstraße Richtung Ostsee entlang. Zum Glück ging es kurz darauf wieder auf Wald- und Feldwege – inklusive eines halbstündigen Zwischenstops auf einem Gullydeckel (Sitzbänke gab es leider nicht), um erstmal ein lokales Netzwerk einzurichten und vom Laptop eine wichtige Business-E-Mail zu verschicken. Unterwegs gab es auch wieder jede Menge Getreidefelder mit Klatschmohn und Sonnenblumen am Rand – sehr pittoresk. Ich muss sagen: Die Holsteinische Schweiz ist einfach schön. Viele Seen und im Sommer auch noch fotogene Felder, was will man mehr?
Darf es etwas Meer sein?
Wenn meine Oma von der See spräche, war es immer die Ostsee. Ich war letztes Jahr nur mal ganz kurz in Scharbeutz, ansonsten kannte ich die Küste zwischen Haffkrug und Travemünde bisher nicht.
Mein erster Eindruck, als ich mich aus dem Landesinneren Haffkrug näherte: Jetzt wird es touristisch. Größere Appartmentgebäude und Souvenirläden erwarteten (nicht nur mich). Am Strand dann etwas Langeweile: Pensionen, Ferienwohnungen, Restaurants und Fahrradverleiher auf der einen Seite der Strandallee, auf der anderen Seite alle hundert Meter (oder so ähnlich) ein Toilettenhäuschen und ein Zugang zu Strand. Und dazwischen jede Menge Urlauber, die die Promenade entlangspazierten – häufig schwer bepackt mit dem, was man so für einen Tag am Strand braucht. Oder auf der Suche nach einem Imbiss.
So wandert man am Urlaub der Anderen vorbei. Aus Haffkrug wird Scharbeutz. Aus Scharbeutz wird Timmendorfer Strand. Dir Orte gehen hier ineinander über, aber das Strandleben bleibt das Gleiche. Menschen in Strandkörben oder, an den „freien“ Stränden, mit eigenen Strandmuscheln.
Grenzen ausloten
Schon in Scharbeutz habe ich beschlossen, weiter zu gehen. Statt nur bis Timmendorfer Strand konnte ich auch bis Travemünde laufen, habe ich mir gedacht – auch um auszuloten, ob ich auch über 30 Kilometer schaffe. Und da der Trick beim Wandern ist, einfach nicht stehenzubleiben, wurde irgendwann aus Timmendorfer Strand Niendorf. Und mit dem kleinen Hafen gab es hier endlich mal eine Abwechslung. Nicht, dass mich das beeindruckt oder aufgehalten hätte. Travemünde rief.
Und der Mehrweg Richtung Travemünde hat sich gelohnt. Kurz hinter Niendorf beginnt die Brodtener Straße, hier mehr ein – auch für die zahlreichen Radfahrer geeigneter – verdichteter Schotterweg entlang der Steilküste ist. Hin und wieder hat man hier einen guten Blick hinunter ans Meer oder einen Blick auf die weiten Felder zur anderen Seite. Oder zur Abwechslung auch mal ein kleines Waldstück.
Und irgendwann kommt dann auch Travemünde mit seinem breiten Strand und den vielen in Reih und Glied zur Sonne ausgerichteten Strandkörben. Auch hier – wie schon in Timmendorfer Strand – gibt es hässliche Hotelhochhäuser. Aber irgendwo müssen die Urlauber ja wohl auch übernachten.
Ich hingegen schleppe mich mit inzwischen doch recht müden Beinen zum Bahnhof Lübeck-Travemünde Strand. 33 Kilometer sind genug für einen Tag – und ein Anhaltspunkt für die Fortsetzung der Wanderung Richtung Hannover in der Folgewoche. Für mögliche Sehenswürdigkeiten in Travemünde habe ich keine Kraft mehr. Aber beim Wandern ist ja eh der Weg das Ziel. Und ich habe Lust auf weitere Wege.