Besuch in einer unzerstörten, original erhaltenen Altstadt
Zumindest am Wochenende ist Sandomierz kein Geheimtipp mehr. Es wimmelt im Hochsommer vor Touristen und selbst Altherren-Motorradfahrergangs durchstreifen dann die hübsche, kleine Altstadt.
Sandomierz hatte das Glück, dass sich der sowjetische Artilleriekommandeur 1944 dem Befehl, die Altstadt zu beschießen, widersetzte und die deutschen Truppen kampflos abzogen. So ist hier noch weitgehend die Stadtstruktur aus der zweiten Hälfte es 14. Jahrhunderts zu bewundern.
Wie gesagt: Die Stadt ist klein. Ein Nachmittag reicht völlig aus, um alles zu sehen.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Sandomierz
Marktplatz
Der Marktplatz, der Stary Rynek, ist wahrscheinlich einer der schönsten Polens. In der Mitte steht das Rathaus aus dem 14. Jahrhundert mit dem später hinzugefügten weißen Turm. Es ist ein trapezförmiger Platz, der zur schmalen Breitseite hin abfällt. Den Rest der Stadt fand ich okay, der Marktplatz – das war Liebe auf den ersten Blick.
Das ist hier einfach ein stimmiges Gesamtensemble, ohne dass einzelne Häuser herausragen würden. Gut, das heutige Postgebäude vielleicht, was früher „nur“ ein Bürgerhaus war. Dort beginnen heute auch die Führungen im Untergrund der Stadt.
Untergrund-Tour
Was mir in Lublin noch aufgrund der Corona-Regelungen verwehrt blieb – hier ist es möglich: Eine Tour im Untergrund, eine Führung durch miteinander verbundene Keller in der Altstadt.
Leider gab es die Tour nur auf Polnisch – und ich verstehe somit kein Wort. Über die drei Witze der Führerin konnte ich so beim besten Willen nicht lachen.
Trotzdem war es interessant. So richtig nach Lagerkellern sah das Ganze zwar nicht aus – in Sandomierz hat man schon in den 60er und 70er Jahren das touristische Potenzial des Untergrunds entdeckt und die Keller der Bürgerhäuser ausgiebig ausgebessert. Durch das ständige Auf und Ab und Links und Rechts verliert man sehr schnell die Orientierung – und kommt irgendwann beim Rathaus wieder an die Erdoberfläche.
Kathedrale
Die Kathedrale ist ein Muss für Fans von Kirchen-Innenausstattung.
Hier galt das Motto: Viel hilft viel. Und das beutetet: Riesige, überdimensionierte Ölgemälde an drei Wänden, Kronleuchter, verzierte Gewölbe, überbordende Kapellen und viel Gold. Not my cup of tea…
Und sonst so?
Es gibt noch ein Schloss (ich hatte in letzter Zeit zu viele Schlösser, ich mag nicht mehr), eine Kirche in einem kleinen Weinberg des Herrn und das Optaower Tor (Brama Opatowska) aus dem – klar – 14. Jahrhundert.
Lohnt sich ein Besuch von Sandomierz?
Das kommt natürlich immer auf die Erwartungen an. Für einen Zwischenstop zwischen Lublin und Krakau ist es super, mehr als eine Nacht oder einen halben Tag muss man hier allerdings nicht verbringen.
Wer in Eile ist, sollte seine Zeit allerdings lieber in Krakau verbringen.
Anreise nach Sandomierz mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Von und nach Lublin und Krakau gehen täglich mehrere Fahrten mit Mercedes-Sprintern (Abfahrt am Kreisverkehr am Optaower Tor) mit den Anbietern Trans Hans und Tani Bus. Letzteren kann ich empfehlen – hier funktioniert auch die Online-Buchung sehr gut.
Von Zamość geht donnerstags und sonntags um 9:10 Uhr ein direkter Bus nach Łódź, der auch in Sandomierz hält (Ankunft 12:58 Uhr). In der Gegenrichtung fährt der Bus montags und freitags um 15:25 Uhr in Sandomierz los. Vielfach muss man also den Umweg über Lublin nehmen.
Essen & Trinken
Segafredo
Guter Ort für ein Frühstück.
Rynek 24, Sandomierz
Ratafia
Google Maps führt dieses Café mit einem Mainstream-Speisenangebot unter „zwanglos“. Die Kartoffelpuffer mit Gulasch rochen ein bisschen nach Hundefutter. Ganz zwanglos.
Rynek 16, Sandomierz
Unterkunft
Dom Wycieczkowy PTTK „TURYSTA“ (*)
Gute, unspektakuläre Unterkunft nahe der Altstadt.
Zawichojska 22, Sandomierz