Felsenstadt aus dem 1. Jahrtausend

Uplisziche (oder auch: Uplistsikhe) ist eine 14 Kilometer südöstlich von Gori (und knapp 80 Kilometer nordwestlich von Tiflis) gelegene ehemalige Festung- und Höhlenstadt oberhalb des Flusses Kura.

Die Geschichte der Stadt in aller Kürze: Nachdem hier schon zur Bronzezeit Menschen siedelten, wurde die Stadt im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung gegründet. Die heute noch erkennbaren Höhlen im Fels stammen hauptsächlich aus dem zweiten bis dritten Jahrhundert. Mit 5.000 Einwohnern war sie für die damalige Zeit eine Großstadt und entwickelte sich zu einem wichtigen Handelszentrum an der Seidenstraße. Erst im 13. Jahrhundert wurde die Festung von den Mongolen eingenommen und zerstört.

Blick auf Höhlen auf einem Felsen
Die Stadt liegt auf verschiedenen Ebenen

Was gibt es in Uplisziche zu sehen?

Was man heute noch besichtigen kann sind die in die Felsen geschlagenen Höhlen. Wie auch im italienischen Matera gibt es hier Wohnhöhlen, aber auch repräsentative „Gebäude“ im Fels, wie Tempel oder Opferstätten für Tiere.

Hinzu kamen Lagerkammern, Geschäfte, eine Apotheke und eine Bäckerei. Diese Gebäude erkennen wahrscheinlich nur Archäologen auf Anhieb. Für Laien sind es einfach künstliche Höhlen, die hier in den Fels geschlagen wurden.

Was aber auffällig ist, sind die Aussparungen im Boden und oberhalb der Höhlen, bei denen man sich gut vorstellen kann, wie hier Holzpfähle für Vorbauten eingesetzt waren.

Auch Lagerstätten für große Tongefässe im Fels sind noch gut erkennbar. Einige der Höhlen sind mit Sitzbänken im Fels ausgestattet, haben Durchgänge zu danebenliegenden Höhlen oder haben geometrische Formen als Deckendekoration. Mitunter sind auch Säulen stehengelassen worden, um die Höhlen zu stützen – einige davon wurden in den letzten Jahrzehnten durch hässliche Betonsäulen ergänzt.

Videokamerasymbol an einer Säule
Videoüberwachung – wurde erst nach dem Überfall durch die Mongolen installiert

Unübersehbar ist an der höchsten Stelle die sogenannte Fürstenkirche, die aus dem 10. Jahrhundert stammt. Sie wurde nach der Zerstörung durch die Mongolen natürlich schnell wieder aufgebaut, während der Rest der Siedlung verlassen und ein neues Dorf unten am Fluss gegründet wurde.

Auf dem höchsten Punkt steht die Fürstenkirche
Auf dem höchsten Punkt steht die Fürstenkirche

Lohnt sich ein Ausflug nach Uplisziche?

Es macht Spaß, die Höhlenwohnungen zu erkunden und sich vorzustellen, wie sie wohl früher genutzt wurden. Wer an Felsenstädte wie Matera oder die Felsenkirchen in Lalibela denkt und diese als Maßstab heranzieht, dürfte von Uplisziche eher enttäuscht sein.

Uplisziche lässt sich gut von Gori aus besuchen – wenn man also dort beispielsweise das Stalin-Museum besucht, kann man auch noch den kurzen Abstecher hierher machen. Eine Stunde reicht für die Besichtigung aus.

Blick aus einer Höhle in die Landschaft
Cave with a view

Wie kommt man nach Uplisziche?

Das neue Dorf Uplisziche hat einen Bahnhof. Für touristische Besuche dürfte der angesichts der geringen Zugfrequenz in Georgien aber nicht geeignet sein – zumal man dann noch einen vier Kilometer Fußweg bis hoch zur Felsenstadt absolvieren müsste.

Einfacher ist die Anreise per Taxi ab Gori. Mich hat dort am Stalin-Museum ein älterer Fahrer angesprochen und wollte 60 Lari (ca. 22 Euro für die Fahrt und eine einstündige Wartezeit vor Ort haben).

Der Preis ist sicherlich überhöht, aber der Mann war mir sympathisch und ich habe nicht weiter verhandelt, da ich ihm das Geld gegönnt habe. Er sprach zwar kaum englisch, aber immerhin konnte er mir noch erzählen, dass er von 1975 bis 1977 mit der Sowjetarmee unter anderem in Magdeburg und Stendal stationiert war.

Blick auf das heutige Dorf Uplisziche
Das heutige Uplisziche liegt unten am Fluss