Warum ausgerechnet Äthiopien?

Die meisten Europäer verbinden Äthiopien wohl mit den Hungersnöten und erschütternden Bilder aus den 1980er Jahren oder die militärischen Auseinandersetzungen mit Eritrea Ende der 1990er Jahre. Und auch aktuell kommt es wieder zu Kämpfen zwischen der Zentralregierung und der Volksbefreiungsfront (und Regierung in Tigray) TPLF im Norden des Landes.

Aktuelle Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes sollten daher unbedingt beachtet werden.

Minibus wird von Kühen und Schafen auf der Straße ausgebremst
Man kommt nicht unbedingt schnell voran auf den Straßen Äthiopiens

Ich war Ende 2016 in Äthiopien und ziemlich begeistert von den Landschaften, der reichhaltigen Geschichte des Landes und natürlich den berühmten Felsenkirchen von Lalibela.

Den Wunsch, Äthiopien zu bereisen, hat Meike Winnemuth in ihrem Bestseller „Das große Los“ geweckt, in dem sie unter anderem einen Monat in Äthiopien verbracht hat. Danach hatte ich Fotos der Felsenkirchen gegoogelt und wollte da unbedingt hin.

Wo war ich in Äthiopien?

Äthiopien ist dreimal so groß wie Deutschland, das kann man natürlich nicht komplett in nur zwölf Tagen bereisen. Daher habe ich mich nach der Ankunft in der Hauptstadt Addis Abeba auf den Norden des Landes konzentriert.

Um die großen Distanzen zu überbrücken und nicht tagelang in – zum Teil sehr heruntergekommenen Bussen auf schlechten Straßen – unterwegs zu sein, habe ich auch drei Inlandsflüge eingebaut.

Die Reiseroute im Überblick

Näheres zu den einzelnen Etappen werde ich in den nächsten Tagen noch veröffentlichen.

Addis Abeba

Meine Anreise mit Ethiopian Airways nach Addis Abeba erfolgte über Nacht, was bei nur zwei Stunden Zeitunterschied sehr angenehm ist und etwas Raum für die Besichtigung der Hauptstadt lässt.

Straßenszene in Addis Abeba
Addis Abeba – eine funktionale Großstadt

Ich war von Addis Abeba mit dem vielen Verkehr und seiner schlechten Luft wenig begeistert und froh, am nächsten Morgen erstmal nach Lalibela weiterfliegen zu können. Das mag aber auch an Diebstahlsversuchen, Müdigkeit und der Höhenluft (Addis Abeba liegt auf 2.500 Metern Höhe) gelegen haben.

Lalibela & die Felsenkirchen

Lalibela ist eines der absoluten Highlights in Afrika. Der Ort ist bekannt für seine Felsenkirchen, bei denen hier Gotteshäuser von oben nach unten aus dem Fels freigemeißelt wurden.

Menschen in weißen Gewändern warten vor einer der Felsenkirchen - Aufnahme von schräg oben
Gottesdienst in einer der Felsenkirchen

Dieser Anblick ist einfach atemberaubend. Man kann hier problemlos zwei Tage verbringen und von einer Kirche zur nächsten spazieren, manchmal sind diese auch durch enge Gänge miteinander verbunden. Umgeben ist Lalibela zudem von einer tollen Landschaft, in der immer wieder die typischen Rundhäuser stehen.

Zweistöckige Rundhäuser
Traditionelle Rundhäuser in Lalibela

Axum & das Kloster auf dem Berg

Zwischen Lalibela und Axum, ganz im Norden Äthiopiens, liegen nochmal knapp 400 Kilometer, die ich auch mit einem Flug überbrückt hatte, um nicht mindestens acht Stunden im Auto unterwegs zu sein.
Axum war die Hauptstadt der Axumischen Reiches, das zu den mächtigsten Reichen in Afrika gehörte und im zweiten Jahrhundert vor Christus Handelsbeziehungen bis nach Byzanz und Indien unterhielt.

Stelen, zum Teil gestützt, zum Teil umgestürzt
Das Stelenfeld in Axum

Zu den größten Sehenswürdigkeiten gehört innerhalb der Stadt der Stelenpark, der den axumitischen Herrschern als Friedhof diente, sowie das Haus der Bundeslade, in der angeblich die Bundeslade – und damit die Steintafeln mit den 10 Geboten – aufbewahrt wird. Dummerweise weiß niemand, was an der Geschichte mit der Bundeslade dran ist – zu sehen bekommt sie außer einem „Wächter der Bundeslade“, der den Job lebenslänglich hat und das Haus nie mehr verlässt, auch niemand. Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen!

Kloster auf einem Berg
Kloster mit Ausblick – aber nicht Dobre Damo

Sehr spektakulär ist der Ausflug zum Kloster Debre Damo. Dies ist das älteste Kloster Äthiopiens und liegt auf einem Tafelberg. Der einzige Weg dorthin führt über eine 14 Meter hohe Steilwand, die man nur mit einem Seil um den Bauch geschlungen, hochgezogen wird. Kurze Momente der Todesangst inklusive.

Gonder & die Paläste

Nach den Besichtigungen rund um Axum bin ich in zwei Etappen in Bussen und Minibussen über Shire und Debark nach Gonder gekommen. In Debark hatte ich eigentlich vor, einen Ausflug in den Semien-Mountains-Nationalpark zu machen, habe mich dann aber dagegen entschieden und stattdessen etwas ausgeruht. Die großartigen Ausblicke auf dem Weg hatten mir schon ausgereicht.

Bergige Landschaft mit kurvenreicher Straße
Für die Fahrt durch die Berge wurden im Bus Spucktüten verteilt

Gonder ist die äthiopische Kaiserstadt. Im 17. und 18. Jahrhundert entstanden hier zahlreiche Paläste, deren Überreste und zum Teil Ruinen heute die Hauptattraktion sind.

Mitten in Gonder liegt der Gemp, das Palastareal. Bei den Palästen selbst sind Einflüsse aus Architekturstilen aus Portugal, Indien und von den Mauren zu erkennen, sagen Experten. Für mich waren das einfach hübsche Paläste.

Kaiserliche Paläste und Ruinen in Gonder
Kaiserliche Paläste in Gonder

Bahir Dar & der See

Nach zwei Nächten in Gonder bin ich dann wieder mit dem Bus nach Bahir Dar am Tanasee, dem größten See Äthiopiens (und der Quelle des Blauen Nil) weitergereist.

Hier standen in den drei Tagen, die ich dort verbracht habe (bevor es mit Ethiopian Airways zurück nach Addis Abeba ging), ein paar der rund 20 christlich-orthodoxen Kirchen und eine See-Rundfahrt auf dem Programm.

Boote am Seeufer
Ausflugsboote am Tanasee

Außerdem habe ich mich hier ausführlich in der Kunst geschult, nervige Guides, die mir Touren verkaufen wollten, einigermaßen freundlich loszuwerden und auf dem Markt einem offenbar psychisch Kranken, der mir eine ganze Weile schreiend hinterherlief, zu entkommen.

Da ich ja auch Wasserfälle sehr mag, wollte ich mir die Tisissat-Wasserfälle des Blauen Nil, etwa 30 Kilometer von Bahir Dar nicht entgehen lassen. Während der Regenzeit ist dies der zweitgrößte Wasserfall Afrikas. Das habe ich nicht gesehen. Es war lediglich ein netter Wasserfall in toller Umgebung. Spannender ware die Möglichkeit, hier beim Spazierengehen die noch immer sehr traditionelle Landwirtschaft Äthiopiens zu sehen.

Feld wird mit Ochsen gepflügt
Traditionelle Landwirtschaft

Was hätte ich in Äthiopien gern noch gesehen?

Den Süden des Landes mit seinen Nationalparks hatte ich ja ganz bewusst bei dieser Reise ausgelassen.

Was mich im Nachhinein doch etwas schmerzte, war – den Reisewarnungen des Auswärtigen Amts folgend – die Danakilsenke im Nordosten des Landes nicht gesehen zu haben. Die dortigen Salz- und Lavalandschaften scheinen nicht von dieser Welt zu sein.

Nicht die Danakilsenke, aber auch schön: Die Gegend um Lalibela

Welchen Reiseführer kann ich für Äthiopien empfehlen?

Ich war mit dem Reiseführer „Äthiopien“ von Heiko Hooge aus dem Iwanowski’s Reisebuchverlag unterwegs und war damit sehr zufrieden. Er bietet jede Menge Hintergrundinformationen zur Geschichte, den Landschaften und der Gesellschaft Äthiopiens. Hinzu kommen gut 400 Seiten mit den Sehenswürdigkeiten, Ausflugsmöglichkeiten sowie praktischen Informationen vor Ort.