Zwischenetappe zum Schuhe einlaufen

Nach meiner dreitägigen Probewanderung zwischen dem Belauer See und Travemünde wurde es irgendwann Zeit, das nächste Teilstück Richtung Hannover in Angriff zu nehmen. Und da sich auf der Mecklenburger Seite der Travemünde kaum freie Unterkünfte finden ließen, hatte ich beschlossen, von Hamburg aus nach Travemünde zu fahren, nach Lübeck zu wandern, abends wieder nach Hamburg zurückzufahren und zwei Tage später von Lübeck aus eine Route über Ratzeburg, Büchen und Lüneburg zu wählen. Soweit der Plan.

Holstentor in Lübeck
Das Tagesziel: Lübeck

Start in Travemünde

Auf dem Weg von Eutin nach Travemünde hatte ich ja zumindest die Strandpromenade kennengelernt. Mit Sightseeing habe ich mich aber nicht weiter aufgehalten – zumindest die Viermastbark „Passat“ von 1911 (deren berühmtes Schwesterschiff „Pamir“ 1957 auf dem Atlantik in einem Orkan sank) habe ich aus der Entfernung gesehen.

Segelschiff im Hafen von Travemünde
Heute ein Museum: Die Viermastbark „Passat“

An der Bahn entlang – durch die Natur

Nachdem ich Travemünde hinter mir gelassen hatte, ging es immer mehr oder weniger eng an der Bahnstrecke entlang Richtung Lübeck. Manchmal auf dem Radweg direkt an der Bahnstrecke, manchmal auch weiter entfernt durch Wald und Wiesen, wo einen höchstens mal ein paar Kühe misstrauisch beobachten oder Holztransporter frisch geschlagene Baumstämme abtransportieren.

Wie schon bei den vorherigen Etappen hatte ich mich auch hier wieder von der Komoot-App leiten lassen. Und einmal auch übel verleiten lassen. Die empfohlene Route führte nahe der Bahnstation Lübeck-Dänischburg direkt an die Trave.

Blick auf die Trave und das Ufergras
Irgendwo da hinten müsste Lübeck liegen

Grundsätzlich war das eine gute Idee, der Ausblick auf den Fluss war schön, ein kleiner Pfad sollte am Ufer entlang führen. Das Problem war nur, der kleine Weg wurde schnell zu einem Trampelpfad, der sich mehr und mehr im Nichts verlor. Ein bisschen zugewachsen, dachte ich mir; kein Grund umzukehren, dachte ich mir. Probleme sind dornige Chancen, sagt Christian Lindner. Mein Problem wurden dann allerdings die schulterhohen Gräser, Brennnesseln und eben dorniges Gestrüpp. Hier war alles dermaßen zugewachsen, dass auch eine Abkürzung durch das Wäldchen zum Radweg an der Bahnstrecke unmöglich war. Und der Pfad ließ sich irgendwann beim besten Willen nicht mehr erkennen. Also doch Umkehren.

Komplett zugewachsener Pfad
Ohne Machete ist hier Sackgasse

Aber nach einem solchen Abstecher in die Wildnis weiß man einen Radweg eben gleich ganz anders schätzen, auch wenn man mit Kopfhörern immer Gefahr läuft, unverhofft von hinten von Radfahrern überfahren zu werden. Aber irgendwas ist ja immer.

Und wer Brombeeren mag, wird auf diesem Weg auf seine Kosten kommen. Ich hingegen frage mich dann eher, ob da nicht der Fuchsbandwurm drin ist und gehe einfach weiter und verspeise lieber einen meiner Energieriegel.

Lübeck rückt näher

Nach etwa 18 Kilometern beginnt das langweiligste Stück der Wanderung: Hinter der Teerhofinsel (auf der früher der Holzteer gelagert wurde, mit dem die Holzschiffe vor der Verrottung schützt wurden) beginnt das Hafen-Industriegebiet. Langweilige Straßen mit Funktionsbauten und der städtischen Kläranlage. Hier macht sich Tatort-Charme breit. Bei einem schon teilweise verfallenen Gebäude erwartet man fast schon das Absperrband, die Spurensicherung und eine nachlässig abgedeckte Leiche.

Im Industriegebiet von Lübeck
Bitte gehen Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen!

Aber auch hier bewährt sich wieder mein Wander-Mantra: Einfach nicht stehenbleiben, dann geht das schon vorbei. Und so ist es natürlich auch hier. Nach der Eric-Warburg-Brücke und den letzten paar hundert Metern über die Hafenstraße kommt endlich die Lübecker Altstadtinsel. Und auch wenn ich diesmal wenig Lust auf die Sehenswürdigkeiten (hier sind besten Tipps für Lübeck) der wirklich schönen Stadt habe und auch nicht beim weltbesten Optiker vorbeischaue – die Stimmung hebt sich auf den letzten der insgesamt 25 Kilometern wieder deutlich.

Welche Folgen diese Tageswanderung noch hatte – das ist eine andere Geschichte. Stay tuned.